Cerro Jorquencal

02.06.2023    5 Minuten     0 Kommentare


Da wir in ein paar Tagen den Cerro Toco, der eine Höhe von 5604 m hat, besteigen wollen, haben wir heute eine Wanderung zur Akklimatisierung gemacht. Wir haben uns dafür den Cerro Jorquencal ausgesucht, da er mit einer Höhe von 4978 m fast die 5000er Marke knackt. Zudem soll der Anstieg recht einfach sein, auch wenn es angeblich keinen richtigen Weg gibt. Unser Vermieter, der auch als Bergführer arbeitet, war erst letzte Woche dort gewesen und meinte, dass wir einfach nur hoch gehen müssen. Was auch immer das bedeutet 😅. Akklimatisiert haben wir uns für diese Tour durch die Fahrten einmal zu den Lagunas Altiplánicas und einmal zum Geysirfeld El Tatio. Beide Touren waren über 4000 Hm, womit wir bereits gut an die Höhe angepasst sind.

Wir haben uns für die Tour das Auto von unserem Vermieter geliehen und sind noch einmal auf die schöne Schotterstraße Richtung El Tatio gefahren. Auch mit dem Jeep kamen wir nicht daran vorbei durch das Auto geschleudert zu werden, aber immerhin konnten wir schon 40 km/h fahren. Auf der Hälfte der Strecke, an der Vega de Putana, bogen wir rechts ab. Ein Schild mit der Aufschrift „camino en mal estado“ signalisierte uns eine schlechte Straße. Wir lachten darüber, wie eine Straße noch schlechter sein kann als die, von der wir gerade kamen. Aber ja, es war schlussendlich tatsächlich nur ein Feldweg quer Feld ein gewesen.

Wir fuhren durch die mit gelben Büschen durchzogene Steppe. Es war außer uns kein anderes Auto weit und breit zu sehen. Diese Tour wird nur selten gemacht, wodurch wir leider auch nur wenige Informationen dazu gefunden haben.  Aber zum Glück hat unser Vermieter letzte Woche die Tour getrackt, sodass wir  zu dem Ort navigieren konnten, an dem er geparkt hatte. Bereits von weitem sahen wir den Cerro Jorquencal, der tatsächlich nicht so steil aussah.

Als wir aus dem Auto stiegen und uns den Weg anschauen wollten, mussten wir feststellen, dass es wirklich keinen gab. Auch der Berg war komplett mit den gelben Büschen bewachsen gewesen, die den Berg einen sanften Touch gaben. Wir folgten zunächst den GPS Koordinaten von unserem Vermieter, die aber ziemlich bald recht steil bergauf gingen. Wir entschieden uns dazu, nicht weiter den Koordinaten zu folgen, sondern unseren eigenen Weg zu finden. Obwohl es keinen Wanderweg gab, war das Gelände einfach zu gehen. Wir genossen die Tour sehr. Das Wetter war zum Wandern einfach nur perfekt. Nicht zu warm, nicht zu kalt. Kein unangenehmer Wind. Einfach nur Sonne, blauer Himmel und angenehme Temperaturen.

Wir machten unterwegs einige kürzere Atempausen, denn mit jedem Meter bergauf merkten wir die dünner werdende Luft. Dafür wurden wir aber mit jedem weiteren Schritt mit einem herrlichen Blick auf die umliegenden Berge belohnt. Nach 2 Stunden erreichten wir den ersten Gipfel, wo wir eine längere Pause machten. Von hier oben hatten wir einen grandiosen Panoramablick auf die Atacama-Wüste zur einen Seite und auf die Vulkankette zur anderen Seite. Wir sahen San Pedro de Atacama, die Salar de Atacama und die Cordillera de la Sal mit dem Valle de Luna, Valle de Marte und Quebrada del Diablo. Abwechslungsreicher kann ein Ausblick kaum sein. Wir setzten uns mit Blick zur Salar de Atacama hin, plauderten und aßen unser Brot und Obst, während die Sonne uns von hinten wärmte. Auf knapp 5000 Höhenmeter merkt man dann doch schon die kühlere Luft um uns herum.

Von hier aus gingen wir weiter zum echten Gipfel, der ganze 2 m höher liegt 😄. Hier machten wir erneut eine Pause. Dieses Mal aber mit Blick zur Vulkankette. Mit dem Fernglas betrachteten wir die Vulkane und sahen aus dem aktiven Vulkan Putana gelben Rauch aufsteigen. Dass wir einen aktiven Vulkan sehen werden, damit haben wir im Vorfeld nicht gerechnet. Während wir den Rauch beobachteten, gingen uns viele Fragen durch den Kopf. Welche Auswirkungen wird ein Vulkanausbruch hier haben? Wie weit wird wohl das in die Luft geschleuderte Material transportiert? Wird auch San Pedro de Atacama davon noch betroffen sein? Direkt vor uns sahen wir sogar ein altes, mehrere Meter dickes, schwarzes Lavafeld. Wir philosophierten darüber, von welchem Vulkan dieses stammt und wo es überall lang geflossen ist. Dass dies eine aktive Region ist, zeigt sich auch am Geysirfeld El Tatio, welches sich bereits hinter den Bergen befindet. Es ist schon sehr faszinierend die Vulkane zu sehen und auch die Landschaft, die durch diese stark geprägt wurde und auch in Zukunft noch geprägt wird. Nur ein Vulkanausbruch und die Landschaft ist komplett verändert.

Nach etwa einer Stunde Pause wurde es Zeit sich auf den Rückweg zu begeben. Denn so langsam merkten wir die dünne Luft, da die Kopfschmerzen anfingen sich bemerkbar zu machen. Um nicht den gleichen Weg zurückzugehen, gingen wir einfach ein Stück weiter und dann auf recht direktem Weg herunter. Wir hielten uns immer Richtung Auto. Auch hier gab es keinen offiziellen Weg. Aber wir haben dieses Mal Spuren gesehen, denen wir gefolgt sind. Der Boden war wieder sehr sandig. Durch die Büsche haben wir zum Glück aber guten Halt bekommen, sodass auch der Weg herunter relativ einfach verlief.

Nachdem wir das Auto wieder erreicht hatten, fuhren wir die holprige Straße zurück nach Vega de Putana, wo wir dieses Mal einen Stopp einlegten. Die Vega de Putana ist ein riesiges Feuchtgebiet, das durch den Fluss Río Putana gespeist wird. Das flache Wasser lockt viele verschiedene Tiere wie Flamingos, Vicuñas, Füchse und diverse Vogelarten an. Wir spazierten am Wasser entlang, welches durch die Sonne funkelte und beobachteten dabei die grasenden Vicuñas nur wenige Meter entfernt von uns. Enten unterhielten sich quakend in einer kleinen Wasserstelle in der Nähe der Vicuñas.

Die bunten Farben der Natur vom blauen wolkenfreien Himmel, über die rotbraunen bis schwarzen Vulkanen, die gelb-grünen Büsche und das durch die Sonne glänzende Wasser waren einfach nur spektakulär. Die Flora und Fauna strahlten eine ungemeine Ruhe aus.

Min. Höhe: 4610 m
Max. Höhe: 4970 m
Anstieg: 360 m
Länge: 3,24 km
Zeit (mit Pausen): 4:15 h
Lage: -22.6253, -68.0040
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