Cochabamba – Die Stadt des ewigen Frühlings

September 2023    18 Minuten     0 Kommentare


Cochabamba ist für seinen „Ewigen Frühling“ bekannt, denn hier herrscht weder die feuchte Hitze von Santa Cruz noch die eisigen Winde von La Paz. Das halbtrockene, gemäßigte Klima ist nie zu heiß und nie zu kalt. Die Durchschnittstemperaturen liegen zwischen 12°C und 24°C. In nur seltenen Fällen sinkt die Temperatur im Winter ins Negative. Für uns war es einfach nur das perfekte Wetter, um diese wunderbare Stadt kennenzulernen.

Cochabamba ist mit knapp 900.000 Einwohner die viertgrößte Stadt in Bolivien und liegt im gleichnamigen Bezirk, Departamento Cochabamba. Dies ist einer der 9 bolivianischen Bezirke, welcher sich in der Mitte des Landes befindet und ist somit der Einzige, der keine gemeinsame Grenze mit einem anderen südamerikanischen Land teilt. Allein der Bezirk ist schon so groß wie ganz Kroatien.

Bereits lange bevor die Stadt offiziell von den Spaniern gegründet wurde, war das Inkareich hier vertreten. Die Menschen gehörten dem Stamm der „Quechuas“ an. Heute gilt Cochabamba sogar als die „Quechua-Hauptstadt“ Boliviens. Demzufolge lässt sich leicht ableiten, dass auch der Name Cocha = See und Bamba = Pampa = Ebene aus der Quechua Sprache abstammt. Diesen Namen können wir nur allzu gut verstehen, denn in den nahegelegenen Bergen des Tunari-Gebirges gibt es unzählige Seen. Innerhalb Cochabambas gibt es einen großen See, die Laguna Alalay, die gerade gereinigt wurde.  

Cochabamba liegt in einem fruchtbaren Tal auf einer Höhe von mehr als 2.500 m im Herzen von Bolivien. Die Stadt war ein Zentrum der landwirtschaftlichen Produktion, welches die Bergleute in anderen Städten, hauptsächlich in Potosí, mit Lebensmitteln versorgte. Auch heute werden je nach Region noch diverse Produkte angebaut. In Richtung der Tropen werden vor allem Früchte wie Bananen, Mandarinen, Orangen, Papayas, Ananas etc. angebaut. In den Tälern wird Gemüse wie Erbsen, Tomaten, Zwiebeln, Mohrrüben, Salat etc. angepflanzt und in der Subyungas-Region Kartoffeln, Bohnen, etc.

Die Stadt erinnerte uns sehr an eine Mischung aus Sucre und Santiago de Chile. Es gibt viel Verkehr und Trubel in der Stadt, aber auch diverse Ruheoasen in den bunt blühenden Parks, die zum Verweilen einluden. Eine Stadt in der so viel passiert und die man einfach nur ins Herz schließen kann.

Anreise

Die Stadt Cochabamba erreichten wir über einen Bus von Mairana aus, den wir um 8 Uhr nahmen. Da der Bus nicht in Samaipata hält, haben wir ein Taxi nach Mairana genommen, dass etwa eine halbe Stunde entfernt liegt. Der Fahrer hat uns praktischerweise direkt am passenden Busunternehmen rausgelassen, sodass wir nicht lange suchen mussten. Wir haben unser Ticket für 8:30 Uhr gekauft, haben uns noch paar Snacks für die Fahrt besorgt und dann ging es auch schon los. Etwas skeptisch waren wir über den Bus ohne Toilette, da wir eine 8-stündige Busfahrt vor uns haben und nicht wissen, wie wir vorgehen sollen, wenn wir auf Toilette müssen 😨 Dies haben wir auf unserer bisherigen Reise so noch nicht erlebt. Es verlief dann aber recht gut, denn pünktlich zur Mittagszeit machte der Bus an einem Restaurant in einer kleinen Ortschaft halt. Alle Mitreisenden stiegen zügig aus, sodass auch wir die Gelegenheit nutzten, um auf Toilette zu gehen. Gott sei Dank 😊!!!

Als wir ausgestiegen sind, sahen wir, dass wir an einem kleinen Imbiss angehalten haben. Sowohl der Busfahrer als auch unsere Mitreisenden saßen bereits an den Tischen und haben ihr Essen entgegengenommen. Es geht hier immer alles so schnell. Dies ist möglich, denn es gibt in den Restaurants je nach Region immer ein 2 oder 3 Gängemenü, welches aus einer Suppe, einer Auswahl aus 1 bis 3 Hauptgerichten und mit etwas Glück einem Nachtisch besteht, sodass man sich nicht lange entscheiden muss. Das Essen kann somit entsprechend vorbereitet werden, wodurch das Essen gehen in Bolivien immer super fix geht. Als der Busfahrer fertig war mit dem Essen, ging dieser wieder zum Bus, hupte zwei Mal laut und schon sprangen alle Mitreisenden von ihren Stühlen auf und stiegen wieder in den Bus ein, sodass wir nach 20-30 Minuten Pause weitergefahren sind. Wir sind immer wieder sprachlos wie unkompliziert hier in Bolivien alles abläuft. Wir erreichten Cochabamba nach einer 9-stündigen Fahrt mit herrlichen Ausblicken auf die Berge und auf kleinen Ortschaften um 17 Uhr.

Einwanderungsbehörde

Das Zentrum konnten wir gut zu Fuß ablaufen. Gestartet haben wir unseren Spaziergang an der Einwanderungsbehörde (Dirección General de Migration Cochabamba), denn wir versuchten ein Visum zu beantragen, nachdem wir nun wegen diverser Lebensmittelvergiftungen 2 Monate in Sucre verbracht haben und uns daher nicht mehr viel Zeit in Bolivien bleibt. Leider wurde uns das Visum abgelehnt, da nur 90 Tage für touristische Zwecke angeboten werden. Eine Verlängerung ist damit nicht möglich. Wir haben nach Alternativen gefragt und sie erzählte uns, dass man theoretisch länger in Bolivien bleiben kann, aber für jeden überzogenen Tag 30 Bolivianos (= 4 Euro) pro Person Strafe zahlen muss.

Naturhistorisches Museum

Von der Einwanderungsbehörde aus gingen wir zum Museum Natural History Museum „Alcide d’Orbigny“. Ein kleines, wunderbares und sogar kostenfreies Museum, welches den natürlichen Reichtum der heimischen Fauna Boliviens ausstellt. Auch Fossile unter anderem von Dinosauriern können besichtigt werden. Was für uns noch ein Highlight war, war der Condor, den wir nun in echter Größe sehen konnten, nachdem wir die Condore in Samaipata in freier Wildnis erlebt haben. Wir fanden das Museum einfach großartig und können es wärmstens empfehlen.

Palacio Portales

Von hier aus sind wir weiter Richtung Zentrum gegangen. Unterwegs sahen wir kunterbunte VW Bus, die mit offenen Türen durch die Stadt fuhren. Dabei kamen wir am Palacio Portales vorbei, welches 1927 von Simón Iturri Patiño erbaut wurde. Die Familie lebte jedoch selber nie in diesem Haus, da Simón Iturri Patiño während einer Reise verstarb. Simón Iturri Patiño war ein bedeutender Zinnbaron, der durch eine äußerst reiche Ader im Jahr 1900 in der Mine La Salvadora an Reichtum gewann. Mit dem Gewinn kaufte dieser weitere Mienen in Bolivien. Ãœber die Börse in Santiago de Chile erwarb Simón Iturri Patiño im Geheimen sämtliche Anteile der Compañía Minera de Llallagua, welche unter der Herrschaft chilenischer Kapitalisten war und wurde damit alleiniger Eigentümer des besagten Bergbauzentrums, wodurch er den Bergbau in Bolivien wieder nationalisierte. Simón Iturri Patiño war nicht nur national aktiv, sondern er war auch der erste Bolivianer, der internationale Investitionen tätigte z.B. in den USA, England, Deutschland, Malaysia. In den 1940iger Jahre galt er sogar als einer der reichsten Menschen der Welt und hatte großen politischen Einfluss in Bolivien bis die Bergbauunternehmen nach der Nationalen Revolution im Jahr 1952 verstaatlicht wurden.

Heute dient das Palacio Portales als pädagogisches und kulturelles Zentrum Simón Iturri Patiño. Das Haus und der Garten können besichtigt werden. Das Haus selbst soll harmonisch von innen eingerichtet sein. Ein besonderes Merkmal ist, dass die Baumaterialien wie Marmor und Holz aus Europa stammen. Der Garten ist im Stil des Schlosses Versailles in Paris nachempfunden. Da das Gelände erst ab 15 Uhr für Besucher zugänglich war, konnten wir uns dieses leider nicht angucken. Wir gingen daher weiter entlang der mit Bäumen verzierten Straßen. Weitere Bilder findest du hier.

Villa Albina

Die Villa Albina ist das elegante Wohnhaus von Simón Iturri Patiño und dessen Ehefrau Albina. Der riesige Garten umfasst eine Größe von unglaublichen 16 Hektar. Heute ist die Villa ein Museum, wo die von der Familie hinterlassenen Möbel und persönlichen Gegenstände ausgestellt werden. Weitere Fotos und Informationen zum Museum findest du hier.

Plaza de las Banderas

Der Plaza de las Banderas ist der Endpunkt der Straße Avenida Ballivián, welche am Plaza Colón beginnt. Dieser Platz steht für die Vereinigung der amerikanischen Völker, welche durch die Flaggen jedes einzelnen repräsentiert werden. In der Mitte des Platzes befindet sich der Carlos-Montenegro-Brunnen, der „Vielfalt im Gleichgewicht“ symbolisiert und ein Werk des bolivianischen Künstlers Andrés Gavilano ist.

Paseo El Prado

Die Straße Avenida Ballivián wird auch als Paseo El Prado bezeichnet und ist eine Promenade mit einem wunderbaren Park. Der Park ist einfach nur grün und mit vielen buntblühenden Blumen, die wunderbar arrangiert wurden, verziert. Durch die großen Bäume und die vielen Blumen und Sträucher bekommt man den regen Verkehr der zweispurigen Straßen auf jeder Seite des Parkes kaum mit. Sollte man Hunger bekommen, kann man in eines der diversen Bars oder Restaurants, die nationale und internationale Küche anbieten, einkehren. Der Park verläuft komplett mit der Straße mit und endet bzw. beginnt am Plaza Colón.

Plaza Colón

Der Plaza Colón wurde nach dem Entdecker Christoph Kolumbus benannt und befindet sich im Zentrum des Geschäftsviertels. Der Park ist von belebten Straßen umgeben, bietet aber dennoch eine grüne Ruheoase in Mitten des Trubels. Wenn man von der Paseo El Prado kommt, geht man direkt auf eine kleine Fußgängerbrücke zu, die über einen künstlich angelegten Teich mit Wasserspielen verläuft. Ganz markant für den Park sind seine hohen Palmen, die uns auf eine der vielen Parkbänke Schatten spendeten. Aber auch einheimische Pflanzen, wie z.B. der Grand Kapoks, sind hier auf dem Platz zu finden.

Die Häuser um den Plaza Colón sind geprägt durch moderne Architektur aber auch durch Kolonialgebäude. So befindet sich hier zum Beispiel das Rathaus von Cochabamba.

Museo Convento Santa Teresa

Das Kloster Santa Teresa wurde am 15. Oktober 1760 gegründet und ist eines der wichtigsten Gebäude der Kolonialarchitektur in Cochabamba. Das Kloster repräsentiert ebenfalls die bolivianische Architektur, weswegen es unter Nationaldenkmal gestellt wurde. Heute dient das Kloster als Museum, sodass die prächtigen Einrichtungen, der Kreuzgang und der Kapitelsaal besichtigt werden können. Aufgrund der schmalen und hohen Fassade, mit nur einigen kleinen Abweichungen zum Kloster San Felipe de Neri in Sucre, wird Santa Teresa als Zwillingsschwester von San Felipe de Neri bezeichnet. Das Kloster liegt am Plaza del Granado, der mit kunstvoll gestalteten Säulen und Palmen versehen ist.

Plaza 14 de Septiembre

Am heutigen Platz des 14. Septembers, ursprünglich Plaza de Amas, fand am 1. Januar 1573 die zweite Gründung Cochabambas statt. Bereits zwei Jahre vorher wurde am Fuße des Berges San Sebastian das Fundament für die Ortschaft „Villa Real de Oropesa“ gelegt. Wieso es zwei Gründungen gab, ist bis heute historisch umstritten.

Am 14. September wird der Jahrestag von Cochabamba zu Ehren der Revolution von 1810 gefeiert, denn an diesem Tag fand eine der ersten revolutionären Aufstände gegen die Spanier statt. Der Platz verdankt damit seinen Namen nach dem wichtigsten Datum der Unabhängigkeit in Cochabamba und dient somit zeitgleich als Hommage an die Helden der Unabhängigkeit von 1810. Für die Patrioten wurde 1851 in der Mitte des Platzes ein Obelisk aus Stein errichtet. Auf der Säule der Helden sind die Namen der Cochabambins eingraviert. Heute befindet sich auf der Spitze der Säule ein Kondor aus Bronze, der sogenannte „El Condor de los Andes“.

Auf der Parkseite der Metropolitan-Kathedrale San Sebastian befindet sich ein Brunnen mit drei griechischen Göttinen. Um den Brunnen herum suchen Hunderte von Tauben nach Maiskörnern, die von den Quechua-Frauen verkauft und von den Kindern auf dem Platz verteilt werden. Menschen von jung bis alt tummeln sich in diesem wunderbaren, mit Bäumen verzierten Park. Auf den Fußgängerwegen entlang der Straßen saßen Frauen hinter Schubkarren, die mit den traditionellen, bunten Tüchern vor der Sonne geschützt waren. Ganz oft haben wir dies schon in den Städten und Dörfern gesehen. Die Frauen transportieren und verkaufen darin diverse Lebensmittel wie z.B. Obst, Gemüse, Backwaren etc.

Den 14. September verbrachten wir in Cochabamba und konnte daher eine großartige Parade miterleben. Jedes Jahr vom 13. bis 15. September finden in der Stadt Paraden und Feste statt.

La Catedral Metropolitana de San Sebastian

Die Metropolitan-Kathedrale San Sebastian ist die Hauptkirche der katholischen Kirche in der Erzdiözese Cochabamba und liegt direkt am Plaza 14 de Septiembre. Bereits 1542 wurde an dieser Stelle eine kleine Kirche aus Lehm und Stein erbaut, die 1575 zu einer Pfarrei und eines Pfarrhauses erhoben wurde. Zu der damaligen Zeit gehörte diese noch dem Bistum La Plata, dem heutigen Erzbistum Sucre an. Umbau- und Anbaumaßnahmen 1619, 1701 und 1830 vergrößerten die Kirche mit der Zeit. Im Jahr 1847 wurde die Kirche durch die Bulle „Ubique Pateat“ von Papst Pius IX. zur Würde einer Kathedrale mit einem Bischof an der Spitze der Gemeinde erhoben und 1975 von Pabst Paul IV. zum Metropolitansitz ernannt.

El Cristo de la Concordia

Am späten Nachmittag haben wir uns auf den Weg zum El Cristo de la Concordia, Christus der Eintracht und der Verbundenheit, gemacht. Die Christusstatue befindet sich auf dem Berg San Pedro, der eine Höhe von 2840 m hat und ist damit neben dem Christus, der Erlöser der Anden (Cristo Redentor de los Andes), der sich an der argentinisch-chilenischen Grenze auf 3854 m befindet, die zweit höchstgelegenste Christusstatue der Welt.

Der Berg kann entweder über die Seilbahn, den öffentlichen Verkehrsmitteln wie Taxis und Bussen oder zu Fuß über eine 1.399 Stufen lange Treppe erreicht werden. Wir haben uns für die letzte Option entschieden. Aufgrund von vielen Ãœberfällen in den letzten Jahren wurde Sicherheitspersonal entlang der Treppen aufgestellt. Diese sorgen nicht nur dafür, dass die Menschen nicht ausgeraubt werden, sondern kontrollieren auch, was die Besucher machen. So haben wir uns zum Beispiel einen netten Aussichtspunkt ausgesucht, wo wir ganz alleine für uns waren. Wir haben unser mitgebrachtes Bier aus unserem Rucksack geholt und entspannt dem Treiben in der Stadt zu geguckt. Bis das Sicherheitspersonal kam und uns das Bier aus der Hand nahm und dieses vor unseren Augen ausgekippt hat. Sie machten dabei Fotos und Videos und erklärten uns, dass hier auf dem gesamten Areal Alkoholverbot ist, was wir nicht wissen konnten, da nirgends Infoschilder aufgestellt waren. Uns blutete das Herz, wo wir doch einfach nur in Ruhe den Sonnenuntergang genießen wollten.

Wir packten unsere Sachen und gingen weiter die Treppe empor, während neben uns die Seilbahn im ruhigen Tempo vorbeifuhr. Nach einigen Minuten erreichten wir die gigantische Christusstatue mit ihren breit ausgestreckten Armen. Kleine Gucklöcher verzierten die schneeweiße Statue, denn diese kann von innen besichtigt werden. Mit einer Statuehöhe von 34,2 m und einer Sockelhöhe von 6,24 m war die Christusstatue zum Zeitpunkt der Fertigstellung in 1994 die größte Christusstatue der Welt. Im Jahr 2010 wurde in Polen die Christusstatue, König von Świebodzin, mit einer Höhe von 36 m eingeweiht. Seit 2022 befindet sich mit 37,5 m die größte Christusstatue, Cristo Protetor – Christus, der Beschützer, in Brasilien. Die berühmteste Christusstatue, Cristo Redentor – Christus, der Erlöser, in Rio de Janeiro ist im Vergleich nur 30 m hoch und damit auf Platz 8 der höchsten Christusstatuen der Welt (Stand 2023).

Es befinden sich hier oben drei aus Holz bestehende Aussichtsplattformen, von wo wir einen herrlichen Blick auf Cochabamba und die Berge hatten. Die Sonne ging so langsam unter und wir suchten wieder nach einem netten Plätzchen nur für uns beide, denn auf den Plattformen war ein reges Treiben von Einheimischen und Touristen. Wir entdeckten dabei ein Restaurant, welches im Eingangsbereich diverse teure Whiskey vermarktete und zum Wein trinken einlud. So viel also zu Alkoholverbot dachten wir uns schon etwas empört darüber. Wir fanden nach einer kurzen Weile einen passenden Platz und holten dann mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht zwei weitere Dosen Bier aus unserem Rucksack heraus. Rebellisch tranken wir im Licht des Sonnenunterganges die noch kühlen Biere und planten dabei unsere weitere Reise. Die Sonne ging hinter den höchsten Bergen Cochabambas unter und tauchte die Stadt in ein herrliches rot. Langsam gingen die ersten Lichter in der Stadt an. Der höchste Berg und damit zeitgleich auch der Hausberg Cochabambas, der 5030 m hohe Pico Tunari, faszinierte uns dabei am meisten, sodass wir entschieden haben diesen majestätischen Berg die nächsten Tage zu besteigen. Mehr zu dieser aufregenden Tour liest du hier.

Colina de San Sebastian

San Sebastian ist ein Berg im südlichen Teil Cochabambas, der direkt am Busterminal liegt. Er ist komplett bewachsen mit riesigen Kakteen und wurde erst in den letzten Jahren neugestaltet.

Heroínas de la Coronilla

Auf dem San Sebastian gibt es ein Denkmal für die Heldinnen von La Coronilla. Die tapferen Frauen kämpften am 27. Mai 1812 gegen den spanischen General José Manuel de Goyeneche, der Cochabamba angegriffen hat. Hintergrund war, dass der General von La Paz aus, nach der gewonnenen Schlacht von Huaqui, auf Cochabamba zu steuerte. Am 24. Mai 1812 erreicht dieser die Ortschaft Pocona, wo es zum Kampf mit dem Kommandeur Esteban Arze, der eine Armee von 4000 schlecht bewaffneten Männern hatte, kam. Arze verlor seine Artillerie, woraufhin der Gouverneur von Cochabamba, Mariano Antezana, ihn zum Rückzug aufforderte. Der spanische General Goyeneche zog mit seiner Armee weiter Richtung Cochabamba, wo der Gouverneur von Cochabamba kapitulierte. General Goyeneche akzeptierte aber keine Vereinbarungen mit dem Gouverneur, sodass er in Cochabamba einmarschierte und die Anführer suchten. Die Soldaten drangen gewaltsam in den Häusern ein, wo die Frauen mit Kindern waren. Die Frauen in Cochabamba stellten sich der Armee mit den Rufen „Unser Zuhause ist heilig!“. Die Aristokratin Manuela Gandarillas führte daraufhin die Frauen an Widerstand zu leisten und gegen die Soldaten zu kämpfen, um die Stadt zu verteidigen mit den Worten „Wenn es keine Männer mehr gibt, dann sind wir hier, um uns dem Feind zu stellen und für das Land zu sterben“. Die Heldinnen verschanzten sich auf dem Berg San Sebastian, an dem Ort La Coronilla, wo sie nach zwei Stunden Kampf mit Schwertern und Feuern von den Spaniern besiegt wurden. Zum Gedenken an die Tapferkeit der Frauen, die für die Unabhängigkeit Boliviens kämpften, die erst 13 Jahre später stattgefunden hat, führte Präsident Hernando Siles Reyes im Jahr 1927 den 27. Mai in ganz Bolivien als Muttertag ein.

Patio de las Culturas

Dieses Kunstwerk stellt die wichtigsten Werte der Cochabambinos dar. Auf den einzelnen Wänden sind Frauen mit ihren Eigenschaften darstellen z.B. stark, unabhängig, interkulturell, solidarisch, familiär und viele mehr.

Patio de la Independencia

Mit der Unabhängigkeit hat sich aus dem ehemaligen Hochperu das Land Bolivien gebildet, dass nach seinem Befreier benannt wurde. An diesem Platz sind alle größeren bolivianischen Städte namentlich dargestellt, sowie Säulen mit den Namen der Frauen und Männer, die im Kampf für die Unabhängigkeit herausragten.

Verkehrsmittel

Stadtbahn Mi Tren

Auf unserer Reise durch Bolivien haben wir in Cochabamba die erste Stadtbahn entdeckt. Die Straßenbahn verbindet die Stadt mit den umliegenden Gemeinden Quillacollo, Vinto und Sipe Sipe. Es gibt aktuell zwei Linien, die im Jahr 2022 eröffnet wurden. Eine weitere Linie befindet sich im Bau. Wir sind mit dieser Bahn nach Quillacollo gefahren und haben uns gefühlt, als ob wir in einer deutschen Straßenbahn fahren. Die von einem schweizerischen Unternehmen gebaute Bahn ist topmodern. Mehr zu der Fahrt kannst du hier lesen.

Mikrobusse

Ein weiteres Highlight sind die kunterbunten VW und Dodge-Busse, die aus den 1940-iger und 1950-iger stammen. Diese so genannten Mikros befördern die Passagiere durch die gesamte Stadt. Wir sind mit Ihnen abends gefahren und waren total begeistert. Als wir eingestiegen sind, kamen wir uns wie Harry Potter vor, der mit dem Fahrenden Ritter abgeholt wurde. Der Busfahrer saß im Dunkeln vor seinem großen, geschmückten Lenkrad und Armaturenbrett. Der Gang war je nach Bus mit knallig leuchtenden, bei uns einmal pink und einmal blauen, LED -Lichtern ausgeschmückt. Wir setzen uns in die letzte Reihe und wurden wie Harry Potter bei der Fahrt von links nach rechts geschleudert. Die Tür des Busses blieb die gesamte Fahrt über offen, sodass die Leute rein und raus springen konnten, wann sie wollten. Generell gibt es keine Bushaltestellen in Bolivien. Wenn man mit dem Bus oder dem Minivan fahren möchte, stellt man sich an den Straßenrand und hält die Hand raus. Der Bus hält, man springt rein und zack geht es auch schon weiter. Wenn man aussteigen möchte, sagte man einfach Bescheid und der Bus und der Minivan halten an.   

Minibusse und Trufis

Die Minibusse sind öffentliche Minivans, die je nachdem wie eng man sitzen möchte bis zu 15 Personen in der Stadt transportieren. Fahren die Minivans außerhalb zu Ortschaften, dann werden diese als Trufi bezeichnet. Die Fahrt mit so einem Minivan ist jedes Mal wieder aufregend und spannend, denn es passieren immer die für uns kuriosesten Sachen. Die Menschen transportieren mit den Minivans einfach alles von einem 20 kg Reissack über Bananenstauden, Baumaterial und alles was irgendwie mit so einem kleinen Minivan auf dem Dach transportiert werden kann. Einmal sind wir mit dem Trufi an einer kleinen Ortschaft vorbeigefahren. Ein Mann hielt die Hand raus, wir hielten und er sagte, dass lange Gitterstäbe mitgenommen werden sollen. Diese wurden oben auf dem Dach fest angebunden, der Mann bezahlte und wir fuhren weiter. In eine der nächsten Ortschaften fuhr der Fahrer zu einem Haus, lud die Gitterstäbe ab und es ging wieder rasant weiter.

Mercados

Wie bereits in Sucre und Potosi werden auch in Cochabamba die Lebensmittel auf der Straße verkauft. Auch hier weiß man gar nicht, wo man jedes Mal zuerst hinschauen soll.

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