Wüsten aus Stalagmiten

Oktober 2023    10 Minuten     0 Kommentare


Valle de la Luna

29.09.2023

An Katjas Geburtstag sind wir in das Valle de la Luna gefahren. Dieses liegt am südlichen Rand von La Paz und ist ein städtisches Schutzgebiet. Das Tal des Mondes ist für seine geologischen Formationen bekannt, welche aussehen wie eine Wüste aus Stalagmiten. Das Gestein besteht dabei aus Lehm, wodurch dieses von Jahr zu Jahr bei Regenereignissen immer weiter abgetragen wird und sich dabei diese markanten Gesteinsformen gebildet haben.

In 1969 besuchte Neil Armstrong, der erste Mensch auf dem Mond, La Paz und wollte auf dem höchsten Golfplatz der Welt eine Partie spielen. Dabei verfuhr er sich und stand kurze Zeit später vor einer außergewöhnlichen Landschaft, die ihn an den Mond erinnerte. Daraufhin betitelte er dieses Tal als “Valle de la Luna”, das Tal des Mondes. 

Erreicht haben wir das Valle de la Luna mit der Teleferico und die letzten Kilometer mit einem Taxi. Das Tal ist wie ein kleiner Park aufgebaut, der über einen Rundweg in 1,5 Stunden abgelaufen werden kann. Es ist eher ein Spaziergang als eine Wanderung. Das Wetter war einfach perfekt. Die Sonne schien, aber die Temperaturen waren nicht zu warm.

Der Canyon von Palca

17.10.2023

Nur 30 Kilometer südöstlich von La Paz befindet sich der über 8 km lang gezogene Canyon, der uns mit dramatischen Landschaften, kargen und zerklüfteten Felsformationen sowie mit einer wunderschönen Sicht auf den schneebedeckten 6439 m hohen Illimani, den Hausberg La Paz, willkommen hieß.

Unsere Tour begann nach einem aufregenden, mit vielen Eindrücken bestehenden Spaziergang durch La Paz am Plaza Sucre, wo wir ein Trufi zum kleinen, malerischen Dorf Palca nahmen. Der Minivan hielt direkt am zentralen Platz, der durch die Bäume und Parkbänke ein herrliches Ambiente bot.

Wir verließen den kleinen Ort auf einer Sandstraße, von wo wir aus nach wenigen Hundert Metern einen herrlichen Blick auf Palca hatten. So klein der Ort auch sein mag, fehlen darf hier ein Stadion nicht. In jedem noch so kleinen Ort in Bolivien befindet sich ein Fußballplatz und eine große, überdachte Halle.

Die Sandstraße verlief die gesamte Zeit bergab. Wir gingen vorbei an Feldern mit Bohnen- und Kartoffelpflanzen, wo ein Lama im Grünen saß, bis nach etwa einer Stunde der Weg in den Canyon hinein verlief. Majestätisch ragten vor uns einzelne, nebeneinander gereihter Gesteinssäulen auf, die über Tausende von Jahren geformt wurden. Wie riesige Nadeln stiegen sie hoch in den Himmel hinauf. Diese gewaltigen Gesteinsformationen bestehen überwiegend aus Lehm, Ton und Kies, wodurch sie durch tauenden Schnee, starken Regen und peitschenden Wind leicht abgetragen werden können.

Wir folgten dem ebenen, mit großen Steinen übersäten Flussbett in den Canyon hinein, der von beiden Seiten mit mehreren Metern hohen, roten Felswänden umgeben war. Dicke, senkrechte Rillen verliefen durch das Gestein und gaben einem das Gefühl, dass ein geheimer Schatz im Stein verborgen ist.

Wir drehten uns noch einmal zurück, um die malerische Landschaft aus einem neuen Blickwinkel zu bestaunen. Und dann sahen wir ihn massiv und erhaben vor uns aufragen. Den schneebedeckten Illimani. Der zweithöchste Berg in Bolivien hat nicht nur einen, sondern gleich vier Gipfel, die alle über 6.000 m sind. Der Pico Sur ist mit 6.439 m der höchste Gipfel des Bergmassivs und damit der höchste Berg der Cordillera Real de los Andes. Diese 200 km lange Gebirgskette hat insgesamt 600 Gipfeln, die alle eine Höhe zwischen 5.500 und 6.500 m haben. Die Cordillera Real verläuft zwischen dem ebenen Altiplano, welche auf einer Höhe von 4.000 m liegt und der auf 500 m Höhe befindenden Amazonasregion.

Komplett alleine in diesem Canyon genossen wir die Einsamkeit, die Ruhe und Stille in dieser felsigen Landschaft. Wir entdeckten einige Steine auf dem Boden, welche durch diverse Witterungsbedingungen wie Sonneneinstrahlung und Regen verwittert sind, sodass diese bei der kleinsten Berührung in tausende Teile zerbröselten.

Dem ansteigenden Flussbett folgend erblickten wir vor uns eine freistehende Felsnadel, die wie ein Obelisk beeindruckend in den Himmel ragte. Wie lange diese so wohl noch stehen bleiben wird, fragten wir uns gegenseitig. Den ein oder anderen langen Riss konnten wir bereits im Gestein feststellen. So unendlich die Zeit der Gesteinsbildung uns auch vorkommen mag, ist doch alles nur endlich auf dieser Erde.

Wir verließen den Canyon auf einer kleinen Schotterstraße hinauf und hatten von hier noch mal einen neuen, wunderbaren Blick auf den Canyon. Erst hier haben wir gesehen, wie riesig doch der Berg war, an dessen Fuße sich der Canyon befindet, und wie weit dieser noch nach oben verlief. Jede Höhe hatte ihre eigene Farbe, von grau über rot bis grün. Wir machten eine lange Pause hier, aßen verschiedene Bananen-Chips und genossen dabei dieses Naturschauspiel.

Die Schotterstraße verlief immer bergauf und endete in der kleinen Ortschaft Uni. Wir gingen vorbei an Kakteen, einer Allee aus Eukalyptusbäumen, alten, zerfallenen und gerade neu gebauten Häusern und bewirtschafteten Äcker, wo gerade das Getreide noch mit der Hand geerntet wurde. Zwei neugierige Esel beobachteten uns interessiert, als wir an ihnen vorbeigingen. In Uni angekommen, startete gerade ein Trufi den Motor. Wir rannten schnell zum Minivan und hatten Glück, denn dieser fuhr direkt nach La Paz. Im Van sitzend mussten wir mal wieder feststellen, dass alles so schnell ging. Gerade noch in der Stille wandern gewesen, sitzen wir nun im rasant fahrenden Minivan, der sich allmählich immer mehr mit Menschen füllte, bis der letzte Platz besetzt war. Bolivien wie es leibt und lebt.

Min. Höhe: 3420 m
Max. Höhe: 3930 m
Anstieg: 540 m
Länge: 9,50 km
Zeit (mit Pausen): 3:40 h
Lage: -16.5604, -67.9758
Kartenansicht hier

Valle de las Ánimas

24.10.2023

Nicht weit entfernt vom Canyon de Palca, wo wir vor ein paar Tagen wandern waren, liegt das Valle de las Ánimas, das Tal der Seelen. Bereits beim letzten Mal versuchten wir nach dem Canyon dort ins Tal hineinzugehen, aber wir mussten einen Eintritt von 20 Bolivianos zahlen. Da wir aber nur einen 100 BS Schein dabei hatten und die Frau nicht wechseln konnte, mussten wir traurigerweise umdrehen.

Heute haben wir den nächsten Anlauf genommen. Der Wetterbericht hat für 13 Uhr Regen angesagt, sodass wir schon früh gestartet sind. Wir haben ein Trufi nach Ovejuyo genommen. Nach 45 Minuten aufregender Fahrt, denn in Bolivien wird man jeden Tag aufs Neue sprachlos gemacht, haben wir Ovejuyo erreicht. Während der Fahrt ist kurz vor uns ein Auto mit einem Motorradfahrer zusammengestoßen. Der Motorradfahrer ist gerade aufgestanden, was bedeutet, dass er es noch recht gut überstanden hat. Eine Polizistin war da und hat den Motorradfahrer zur Seite koordiniert. Dieser machte noch ein Foto vom Auto und direkt darauf ist der Autofahrer weitergefahren, als ob nichts passiert wäre. Der Motorradfahrer hievte danach sein schweres Motorrad von der Fahrbahn an und schon in diesem Moment fuhren die ersten Autos dicht gedrängt an ihm vorbei. Sogar ein Krankenwagen stoppte nicht, sondern fuhr straff an dem Motorradfahrer vorbei. Tja, damit war der Unfall auch schon wieder behoben. Wir dachten, wir sehen nicht richtig. Es wird einfach nie langweilig in Bolivien.

Wir erreichten den Canyon und sahen niemanden, wo wir hätten zahlen können, daher gingen wir in den Canyon hinein. Nur paar Sekunden später rannte eine Frau uns schreiend hinterher „Señiorita, Señiorita. Man muss Eintritt zahlen. 10 BS (1,30€).“ Wir überreichten ihr das Geld und gingen weiter. Die Karte zeigte den Weg immer gerade aus. Links und rechts kamen die ersten atemberaubenden, steilen Gesteinssäulen zum Vorschein. Die Sonne ging langsam hinter den Monolithen auf und erwärmte die Luft. Der Himmel war blau mit nur vereinzelten Wolken. Es machte für uns nicht den Anschein, als ob es heute noch regnen würde.

Links von uns bog ein Weg in die mehrere Meter hohe und nur wenige Meter breite Schlucht hinein. Gespannt, was uns dort wohl erwarten wird, gingen wir in die Schlucht. Immer weiter und immer tiefer. Der Weg wurde von Schritt zu Schritt schmaler, wodurch die Steinwände stetig höher wirkten. Irgendwann waren wir so tief, dass wir schon Angst vor herabfallenden Steinen hatten, denn das Gestein war nur eine Mischung aus Lehm, Ton und großen Steinen, die irgendwie nicht so stabil wirkten. Nicht ohne Grund stehen hier Tausende von Gesteinsmonolithen. Das zeigt ja schon, dass diese sich schnell abtragen. Nachdem uns etwas mulmig hier wurde, drehten wir um und wanderten zurück zum Hauptweg.

Begeistert von der absoluten Schönheit schlenderten wir allmählich tiefer ins Tal hinein. Immer mehr Säulen tauchten vor uns auf. Es erinnerte uns an das Valle de la Luna, wo wir an meinem Geburtstag waren. Nur in sehr groß. Nach etwa einer Stunde erreichten wir das Ende des Weges auf unserer Karte. Wir entdeckten einen kleinen, kaum sichtbaren Weg, der links den Berg hinaufführte und dem wir kurze Zeit später folgten. Der Weg war steil, aber nicht zu schwer. Also stiegen wir weiter bis wir oben tatsächlich einen wahnsinnig schönen Ausblick auf das Tal, die grandiosen Gesteinssäulen und auch auf den Weg hatten.

Wir stiegen weiter den Berg hinauf, wo wir an einem Aussichtspunkt ins Nachbartal sehen konnten. In diesem Tal waren keine Säulen, sondern eher senkrechte, massive Gesteinswände. Dem Weg folgend erreichten wir einen kleinen Spalt zwischen in der riesigen Steinwand, durch den wir in ein weiteres Nachbartal gelangten. Von hier aus konnten wir bis zur Stadt La Paz gucken. Der Weg verlief weiter über eine Traverse in das nächste Tal. Da sich die Wolken allmählich dunkel zuzogen und wir wissen, wenn es hier regnet, dann gewaltig, entschieden wir uns dafür zurück zum Hauptweg zu gehen, wo wir ein deutsches Pärchen trafen. Die beiden sind gestern erst in La Paz angekommen und machen damit heute ihre erste Wanderung.

Wir zeigten ihnen noch die Aussichtspunkte, die wir bereits zuvor angeschaut hatten, während wir uns ausgiebig unterhielten. Es ist immer wieder schön neue Gesprächspartner zu treffen. Viele Reisende sind eher für sich unterwegs und nicht so gesprächig, sodass es uns oft schwer fällt offene Gesprächspartner zu finden. Daher freuen wir uns jedes Mal umso mehr, wenn wir offene, sympathische Menschen treffen.

Wir machten eine Pause mit dem herrlichen Weitblick auf die einmalige Landschaft und gingen dann, nachdem wir den ersten Donner gehört haben, schnell bergab. Die ersten kleinen Tropfen fielen, sodass wir uns dagegen entschieden haben dem Tal zu folgen, denn bis zum nächsten Aussichtspunkt sollten es noch 5 km bergauf sein. Wir drehten also um. Nach einer Weile wurde der Himmel wieder etwas heller und der Regen hörte auf. Auf der Hälfte der Strecke entdeckten wir einen seitlichen Weg bergauf, der auch auf unserer Karte eingezeichnet war und dem wir daraufhin folgten. Dieses Mal aber steiler. Jetzt vermisse ich meine Wanderschuhe und -stöcke enorm. Da ich davon ausgegangen bin nur im Tal zu laufen, hatte ich nur meine Trailrunner angezogen, die hier langsam grenzwertig wurden. Vor uns ragte eine gigantische, steile Wand auf. Was für ein Monster kam es uns aus dem Mund. Unterhalb der Wand gingen wir vorbei bis wir das Ende des Weges auf der Karte erreicht hatten. Wir drehten uns um und konnten unseren Augen nicht glauben. Unendlich viele Gesteinssäulen ragten vor uns auf. Wir konnten von hier bis zum höchsten Punkt schauen. Es war einfach so riesig und zeitgleich so einzigartig.

Wir bestaunten eine Weile lang diese malerische Landschaft und gingen dann langsam zurück zum Tal. Das Wetter hatte sich bisher zum Glück gut gehalten. Dem Tal bis zum Ende folgend erreichten wir tatsächlich im Trockenen noch die Ortschaft. Wir nahmen direkt das erste Trufi, stiegen ein und keine 5 Minuten später fing es an stark zu regnen. Na das nennen wir Mal ein Timing. Schlussendlich hat sich alles wieder Mal gefügt.

Min. Höhe: 3750 m
Max. Höhe: 4130 m
Anstieg: 500 m
Länge: 9,50 km
Zeit (mit Pausen): 4:45 h
Lage: -16.5400, -68.0281
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