Parque El Boldo Zapallar

02.04.2023    5 Minuten    0 Kommentare


Eine Woche nach unserer Wanderung mit dem DAV auf den Cerro Cortadera fuhren wir heute mit dem Auto zusammen zum Parque El Boldo bei der Ortschaft Zapallar. Dieser liegt etwa 2 Autostunden nordwestlich von Santiago direkt an der Pazifikküste. Wir müssen extrem früh starten, da der Eintritt in den Park nur auf 35 Personen pro Tag beschränkt ist. Der Grund dafür liegt darin, dass dies ein privates Schutzgebiet ist.

In der Gemeinde Zapallar gibt es einen 2500 ha großen Reliktwald, der ein besonders naturnaher, ursprünglicher Waldstandort und damit ein Zeugnis der lokalen Landschaft vor Tausenden von Jahren ist. Dieser wird sowohl kontinental als auch maritim beeinflusst, wodurch ein seltenes mediterranes Küstenökosystem entstanden ist, welches nur noch an wenigen Orten der zentralen Küste Chiles zu finden ist. Lediglich 2,2 % der Landoberfläche der Erde wird mit einem mediterranes Ökosystem bedeckt, welches aber durch ihre große Artenvielfalt 20 % der vorhandenen Pflanzenarten beherbergt. Diese befinden sich in Chile, Kalifornien, dem Mittelmeerraum, Südafrika und Australien.

Die Flora und Fauna des Küstenwaldes haben sich an die extremen Bedingungen des Klimas angepasst, wodurch sich eine außergewöhnliche Artenvielfalt des Ökosystems entwickelt hat. Die Lage der Hügel, sowie die Meereswinde begünstigen den Küstennebel, der sich über den Wald zieht und Feuchtigkeit in diesen bringt. Alte, mit flechtenverhangenen Bäumen verströmen eine urige Atmosphäre im Wald.

Der Küstenwald wurde durch zunehmenden Immobilienbau immer stärker bedrängt, sodass 2008 eine Gesellschaft gegründet wurde, die sich seitdem um den Erhalt des Ökosystems und der Artenvielfalt im Reliktwald einsetzt. Zwei Jahre später wurde der 70 ha große Parque El Boldo, der sich auf den 520 m hohen gleichnamigen Hügel befindet, gegründet.  Seit 2017 gelten im Park die Naturschutzrechte. Der Park wurde für Touristen zugänglich gemacht, um den Menschen die Möglichkeit des Lernens zu geben und sich aktiv mit dem Naturschutz von Küstenwäldern auseinander zu setzen. Es wurden zwei ausgewiesene Wanderwege angelegt, die es ermöglichen die Natur hautnah zu erleben. Mehr über den Park findest du hier.

Nachdem wir uns ins Register eingetragen haben, entschieden wir uns für den etwas längeren Weg zum Gipfel. Ganz anders als die Wanderung zum Cerro Cortadera bei Temperaturen weit über 30 °C und extremster Trockenheit, herrschte hier ein kühles, leicht feuchtes Klima, dass so typisch für einen Wald ist. Nach 2 Wochen in Santiago freuten wir uns riesig darüber endlich wieder einen Wald zu sehen und nun die Möglichkeit zu haben dieses einzigartige Ökosystem zu bewandern.

Nach etwa einer Stunde erreichten wir den Gipfel, der aufgrund der vielen Bäume nur einen eingeschränkten Ausblick hatte. Wir gingen daher weiter zur ausgeschilderten Aussichtsplattform. Von hier aus hatten wir einen grandiosen Blick auf die Pazifikküste und der Ortschaft Zapaller. Eine leichte Meeresbrise verströmte ein Gefühl von Freiheit. Hier saßen wir im Schatten der Sonne, aßen unser Lunchpaket und schauten einfach nur zufrieden in die Ferne. Wir denken zurück an den Cerro Cortadera und sind verblüfft darüber, wie extrem sich die Landschaft in Chile in einem so kurzen räumlichen Abstand verändern kann.

Wir gingen weiter und entdeckten einen Nebelfänger, der dafür sorgt, dass aus Nebel Trinkwasser wird. Der Küstennebel wird durch den Wind in die Hügel getragen, wo die Nebelfänger aufgestellt sind. Der Wind bläst den Nebel durch das Netz, wo die sogenannte Nebelkondensation stattfindet. Die Luft muss dazu mit Feuchtigkeit gesättigt sein. Durch die Abkühlung der Luft in der Nacht kondensiert der gasförmige Wasserstoff des Nebels und es bilden sich Wassertropfen, die am Netz hängen bleiben. Diese Tropfen wachsen immer weiter an bis sie so schwer werden, dass sie sich nicht mehr halten können. Der Schwerkraft folgend fallen die Tropfen in eine Rinne, die sich unter dem Netz befindet. Die Rinne sammelt die Tropfen und leitet sie weiter zu einem Behälter, wo das Wasser gespeichert wird.

Für Katja war das natürlich ein Highlight und sie hätte sich das Naturspektakel gern bei Nacht angeschaut, aber leider ist der Park zu dieser Zeit geschlossen. Aber vielleicht ergibt sich an einem anderen Ort in der Zukunft noch einmal die Möglichkeit dazu.

Immer das Meer zu unserer rechten Seite gingen wir langsam zurück zu unserem Auto, mit dem wir noch an der Küste Richtung Süden fuhren. In der Ortschaft Maitencillo machten wir einen Zwischenstopp, um uns noch etwas Leckeres im Restaurant zu gönnen. Da wir direkt an der Küste sind, bestand die Karte überwiegend aus Fisch und Meerestieren. Wir entschieden uns dann ganz klassisch für Empanadas de horno mit Käsefüllung 😆. Als Gruppenvorspeise haben sich unsere Freunde Muscheln überbacken mit Parmesan bestellt, was wir auf ihr drängen dann auch probieren musste. Was soll ich sagen, der Parmesan war wirklich lecker 😄.

Nach dem Essen sind wir noch zum Strand gegangen, welcher durch die kleinen Steinklippen vor der Küste wie eine kleine geschützte Bucht wirkte. Das sanfte Wasser in der Bucht leuchtete uns herrlich entgegen und rief förmlich nach uns, sodass wir uns kurzfristig dazu entschieden haben hineinzugehen. Kalt, nein, sehr kalt war das Wasser beim Hineingehen, welches sich nach kurzer Zeit doch ziemlich herrlich anfühlte. So schwammen wir in der sanften Bucht, während sich die Wellen hinter uns an den Steinen brachen, wo die Vögel kreischend dem Geschehen zusahen.

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