Pico Tunari 5030 m

11.09.2023    17 Minuten     0 Kommentare


Der bekannteste Berggipfel unter den Cochabambinos ist zweifellos der Pico Tunari, welcher mit seinen 5030 m und weißen Schneeflächen von allen Ecken der Stadt gut erkennbar ist, ähnlich wie der Cerro El Plomo in Santiago de Chile.

Nur wenige wissen jedoch, dass dieser nur der zweithöchste Berg im Departamento Cochabamba ist, denn der viel weniger bekannte und von der Stadt weiter entfernte Cerro Pirhuata ist 30 m höher und ragt somit ganze 5.060 m Richtung Himmel. Weil aber der Pico Tunari ohne eigenes Fahrzeug viel einfacher zu erreichen ist, entscheiden wir uns für dessen Besteigung. Der Zugang zum Gipfel kann aus zwei Richtungen erfolgen, die beide mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht werden können.

  • Variante 1: Über den Parque von Pairumani. Dieser kann erreicht werden mit der Buslinie 210, die vom Plaza Bolívar in Quillacollo fährt. Wichtig ist, dass der Freizeitpark montags geschlossen ist und man daher nicht über diese Route wandern kann. Die Tour ist zudem deutlich anstrengender, da man vom Parkeingang bis zum Gipfel insgesamt 2190 Höhenmeter meistern muss. Unterwegs gibt es einige Plätze zum Campen.
  • Variante 2: Mit einem Bus, sog. Trufi, fährt man ebenfalls vom Stadtzentrum Quillacollo in Richtung Morochata oder Cocapata und steigt dann kurz vor dem Dorf Tawa Cruz aus. Mit der 2-3-stündigen Fahrt kommt man gleich auf über 4300 m und hat dann nur noch einen Höhenunterschied von etwa 700 m vor sich.

Anfahrt / bolivianische Kultur

Wir haben uns zunächst dazu entschieden, die Variante 1 über den Parque de Pairumani zu wandern. Dafür nahmen wir um 6:30 den Zug, der für uns eher eine Straßenbahn war, nach Quillacollo. Bisher haben wir in Bolivien noch keine Straßenbahnen oder Züge gesehen und waren daher von ihrer Moderne überrascht. Die Zuglinie gehört zur Stadtbahn Cochabamba, dem ersten schienengebundenen Nahverkehrssystem Boliviens, welches im September 2022 eröffnet wurde und unter den Einheimischen mit dem Namen „Mi Tren“ (Mein Zug) bekannt ist. Optisch wirkte der Zug für uns fast fehl am Platz, als wir mit dem modernen Zug, der genauso auch hätte in Deutschland fahren können, durch Gegenden der Stadt gefahren sind, wo es nicht mal eine betonierte Straße gab. An jeder noch so kleinen Straße musste der Zug langsamer fahren und klingeln, denn die Autos fahren hier wie sie wollen. An größere Straßen mussten sogar Helfer stehen, um den Autoverkehr zu stoppen. Autofahren in Bolivien ist wirklich eine Sache für sich und würden wir so niemals ausprobieren wollen 😅 Gekauft haben wir das Zugticket beim Kontrolleur für 3 BS (ca. 50 Cent) pro Person direkt im Zug.

Von der Haltestelle Quillacollo mussten wir zum Plaza Bolívar gehen. Unterwegs hielten wir Ausschau nach Lebensmittel, denn wir haben nur für 2 Tage die Tour geplant. Nachdem wir die Karte gestern Abend noch mal studiert haben, mussten wir einsehen, dass die Tour eventuell auch länger dauern könnte.

Am Plaza Bolívar angekommen, waren wir von den hin und her wirbelnden Menschen und den unzähligen gehupe der Autos und Busse total überfordert. Mehrmals drehten wir uns im Kreis, um uns zu orientieren und um noch Lebensmittel für den 3. Wandertag Ausschau zu halten. Dazu muss man sagen, dass man in Bolivien alles auf der Straße findet, wenn man in der richtigen Straße sucht. Denn wenn in einer Straße Autoteile angeboten werden, dann werden nur Autoteile angeboten. Gleiches gilt für Anwaltsbüros, Kinderspielzeuge, Lebensmittel, Krankenhäuser und alles weitere. Wenn du gerade in einer Straße befüllt mit Schmuckläden bist, kannst du vergessen Brötchen oder Gemüse zu finden. Alles nur an seinem Ort.

Nach einer nervenaufreibenden Stunde hatten wir dann alles zusammengesucht. Da wir noch nicht gefrühstückt hatten, holten wir uns das typische bolivianische Frühstück Api und Pastel, ein Maisfruchtgetränk und frittierter Teig mit Käsefüllung, und aßen dies im Park. Danach folgte die schwierigste Aufgabe: einen Bus finden. Ein riesiger Platz, unzählige Busse und wir mitten drin. Wir fragten uns von Bus zu Bus durch bis wir dann endlich halb 9 den richtigen Bus (Buslinie 210) zum Park Pairumani gefunden haben. Nachdem wir uns fix und fertig in den Minibus gesetzt haben, fuhr dieser auch direkt los. Mit 12 weiteren Menschen saßen wir eng an eng gedrückt. Puh was für ein aufregender Start in den Tag.

Angekommen am Park von Pairumani starteten wir nun endlich um 9 Uhr unsere Wanderung. 1400 Höhenmeter und 10 km liegen nun vor uns. Wir gingen in den Park hinein und wurden direkt vom Parkranger gestoppt, der uns sagte, dass montags der Park geschlossen ist. Unfassbar blickten wir uns mit offenem Mund an und fragten zeitgleich welcher Tag heute ist. Und es kann ja nicht sein, es war natürlich Montag. Wie kann man denn nur so ein Pech haben. Er erzählte uns, dass man den Tunari von der anderen Seite besteigen kann, dazu muss man aber mit einem Bus oder Taxi rausfahren. Ja den Punkt kennen wir bereits und wollten wir nicht anfahren, da die Hin- und Rückfahrt recht kompliziert ist, da wir auch dort nicht wissen, welcher Bus von wo fährt. Wir drehten uns also traurig um und überlegten was wir nun tun sollen, wo wir nun Essen für 3 Tage dabeihaben. Wir schauten auf die Karte und entdeckten noch einen anderen Weg in den Park hinein. Wir entschieden uns dort hinzu wandern, um zu gucken, ob wir von dort in den Park kommen oder ob es einen Zaun gibt. Und tatsächlich hatten wir Glück und haben einen Weg in den Park gefunden.

Glücklich darüber, dass unsere Wanderung doch noch stattfinden wird, gingen wir Richtung unseres ursprünglichen Wanderweges, den wir uns rausgesucht hatten. Nach 200 Höhenmeter dann die traurige Überraschung, dass wir durch einen Tunnel gehen müssen, der gesperrt ist. Oh maaaan. Das kann doch nun wirklich alles nicht wahr sein. Wir kletterten den Berg noch hoch mit der Hoffnung, dass wir auf der anderen Seite genauso gut wieder hinunter gehen könne und damit auf dem Wanderweg kommen, aber vor uns war ein tiefer und steiler Abhang. Da standen wir also in der knalligen Sonne, schon jetzt ausgelaugt vom bisherigen Tag, denn immerhin sind wir seit 5 Uhr auf den Beinen, und wussten einfach nicht weiter. Wir drehten also wieder um und überlegten lange über unser weiteres Vorgehen beim Hinuntergehen.

Es ist mittlerweile schon 10:30 Uhr! Und wir müssen schweren Herzens einsehen, dass wir heute die 1400 Hm nicht mehr bei Tageslicht schaffen werden. Nun bleiben nur die zwei Optionen: entweder die Tour für heute abbrechen und morgen noch mal versuchen oder von der anderen Seite (Variante 2) den Tunari besteigen. Da wir uns nun so sehr auf das Wandern gefreut und uns innerlich darauf eingestellt haben, blieb eigentlich nur Variante 2 übrig. So gingen wir frustriert zum Trufi und nahmen dieses zurück in die Innenstadt. Wir fragten uns wieder von Busunternehmen zu Busunternehmen durch und haben herausgefunden, dass einige Busse nach Morochata fahren und diese damit genau am Startpunkt unserer Wanderroute vorbeifahren, sodass wir hoffen, dass sie uns dort rauslassen können. Nun heißt es nur noch das richtige Busunternehmen zu finden, dass auch heute noch fährt. Das bedeutete für uns jetzt also, dass wir uns wieder von Person zu Person, von Trufi zu Trufi durchfragen mussten bis wir endlich ein Trufi gefunden haben, der die Strecke fährt. Abfahrt 12 Uhr. Wir guckten auf die Uhr. Perfekt! Kurz vor 12 Uhr. Na endlich klappt mal was. Wir bezahlten unsere 50BS und wollten direkt einsteigen, naiv wie wir waren. Aber die Ticketverkäuferin meinte, dass der Trufi gleich kommen wird. Nach 45 Minuten des Wartens in der heißen Sonne kam dann auch das Trufi.

Und nun die große Frage: wie sollen denn bitte 10 Leute und die unzähligen Säcke mit Lebensmitteln da reinpassen? Denn die Leute vom Dorf kommen extra in die Stadt und machen größere Einkäufe wie z.B. ein 20 kg Reissack und transportieren diese mit dem Trufi zurück nach Hause. Selbst der Vanfahrer machte große Augen und räumte die Säcke rein und wieder raus und wieder rein und wieder raus, bis er endlich alles perfekt verstaut bekommen hat. Keiner kann sich mehr so richtig bewegen, aber alle sind glücklich darüber, dass sie mitfahren können. Es ist mittlerweile schon halb 2, womit wir schon ganze 8 Stunden auf den Beinen sind und haben uns doch noch keinen Zentimeter dem Tunari genähert, bemerkten wir frustriert. Aber nun geht es ja endlich los. Die Säcke stapeln sich hoch in den Van und wir sitzen alle dicht gedrängt, die Handys spielen laute Musik von TikTok, Instagram oder einfach nur so Musik bunt gemischt durch den Van. Ein Kind schreit lauthals, während wir über die steinige Schotterstraße rollten. Die Huckel auf der Straße waren so stark, dass wir ständig in die Luft geschleudert wurden, denn wir saßen in der letzten Reihe. Wir fragten uns, wie die 100-jährige Quechuanerin in der zweiten Sitzreihe diese Strapazen aushalten kann. Aber die Frauen hier sind einfach stark und robust. Eine 100-jährige Frau, die mehrere Stunden auf einer Schotterstraße durch die Berge fährt, kann man sich in Europa beim besten Willen nicht vorstellen. Respekt an diese Frauen.

Nach nur 10 Minuten hielten wir an, denn es stand jemand am Straßenrand, der signalisierte das er noch mitmöchte. Wir guckten uns ungläubig an. Wie soll denn hier noch jemand reinpassen??? Aber wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. Das Kind in der vorletzten Reihe wurde auf den Schoß genommen und der junge Mann kletterte über die hochgestapelten Säcke hinüber. Nun sind wir aber wirklich voll, dachten wir. Aber für die Einheimischen scheinbar noch nicht voll genug, denn keine 10 Minuten später hielten wir wieder an. Dieses Mal eine junge Frau, die sich vorne zwischen den Fahrer und Beifahrer noch reinquetschte. Alter Schwede. Der nächste liegt dann oben auf den Säcken oder wie? Wir mussten über dieses Chaos einfach nur noch lachen. Dann nach einer Stunde bergauf quälen des Vans entlang von tiefen Abhängen mit Überholmanöver in den schlimmsten Momenten, wo wir uns einfach nur noch die Augen zuhalten mussten, weil man es nicht sehen wollte, hielt der Fahrer an, stieg aus, machte die Motorhaube auf und werkelte darin herum. Eieiei. Wo sind wir hier nur hingeraten. Ob wir jemals heute noch ankommen und wandern können? Was für ein abenteuerlicher Tag! Dann nach 15 Minuten machte er die Motorhaube zu, stieg wieder ein und es ging weiter, als ob nichts passiert wäre.

Nach weiteren 30 Minuten riefen wir „Anhalten, wir wollen aussteigen.“ Alle waren total verblüfft, was wir denn hier im Nirgendwo wollen, wo es kein Dorf und nichts gibt. Wir erzählten, dass wir auf den Tunari wollen und sie waren sprachlos: Habt ihr denn Essen und genügend Kleidung bei? Es ist sehr kalt da! Einige hatten nicht mal vom Berg gehört. Wir versicherten Ihnen, dass wir entsprechend ausgerüstet sind und verabschiedeten uns dann alle freundlichen voneinander als wir ausstiegen. Wir fragten noch, ob in zwei Tagen ebenfalls Busse wieder zurück nach Cochabamba fahren und sie versicherten: ja ja, den ganzen Tag. Ihr müsst einfach hier stehen und warten, dann wird schon ein Bus kommen. Na dann werden wir das so machen. Der Bus fuhr los, wir winkten den lieben Menschen noch zu und schauten dem Bus hinter her bis er um die Ecke bog. Mit einem glücklichen und strahlenden Gesicht konnte es nun wirklich endlich los gehen! Frohmütig und euphorisch stapften wir los. Mittlerweile ist es fast 15 Uhr. So spät sind wir noch nie aufgebrochen zu einer Wanderung, aber manchmal muss man einfach die Gegebenheiten hinnehmen wie sie sind.

Wanderung zum Zeltplatz

Nach 30 Minuten erreichten wir eine Lagune, die wunderschön in den Bergen gelegen ist. Das klare Wasser glitzerte in der Sonne, während die Fische glücklich hin und her schwammen. Was für eine wunderbare Belohnung nach solchen Strapazen. Und genau hier trafen wir witzigerweise auf ein deutsches Pärchen mit ihren Kindern, die vor 4 Monaten nach Bolivien ausgewandert sind. Wir haben uns lange unterhalten bis wir dann doch weiter mussten, denn wir wollten das Zelt noch vor Sonnenuntergang aufstellen. Wir spazierten entlang der Lagune und trafen wenig später auf eine flache Ebene eingebettet in den hohen Bergen. Pferde grasten genüsslich in der Sonne und ein kleiner Fluss schlängelte sich durch dieses flache, idyllische Tal. Der perfekte Zeltplatz. Eigentlich wollten wir noch zur nächsten Lagune, aber dieser friedvolle Ort hat uns so sehr gefallen, dass wir einfach hier bleiben wollten. Zügig bauten wir das Zelt auf, filterten Wasser, kochten unsere Nudelsuppe und gingen noch mal den verrückten Tag durch. Wie kann an einem Tag nur so viel passieren? So viele Eindrücke, Geräusche und Geschehnisse. Müde von diesem Tag schliefen wir bereits 20 Uhr dick eingemummelt in unseren Daunenschlafsäcken ein.

Zum Gipfel und züruck

Gestern Abend haben wir entschieden, dass wir direkt heute den Tunari besteigen und dann auf dem gleichen Weg wieder zurück wandern werden. Dies hat den Vorteil, dass wir das Zelt und alle irrelevanten Dinge für die Besteigung, z.B. die lang gesuchten Lebensmittel für den 3. Wandertag, die nun nicht mehr gebraucht werden 😆, im Zelt lassen können. Damit sind wir deutlich schneller unterwegs. Wir wollen versuchen, an der Straße wieder ein Trufi zurück nach Cochabamba zu bekommen. Wann diese fahren und bis zu welcher Uhrzeit am Tag wissen wir nicht. Auch wissen wir nicht, ob es freie Plätze gibt. Aber zur Not können wir ja noch mal eine Nacht im Zelt schlafen. Essen ist ja jetzt reichlich da 😅

Noch vor dem Sonnenaufgang starteten wir um 7 Uhr unsere Wanderung. Das Wetter ist perfekt. Milde Temperaturen, kein Wind, kein Regen. Wir folgten dem Fluss bis zum Ende des Tales, an dem ein Wasserfall mit mehreren Kaskaden den Berg hinunterfloss. Wir stiegen entlang des Wasserfalls den Berg hinauf und hatten einen herrlichen Blick auf das Tal und unser Zelt. Oben angekommen, erreichten wir eine weitere Lagune mitten in den Bergen. Wir machten eine kurze Pause, um frisches Wasser zu filtern. Der Weg entlang der Lagune war traumhaft. Gelbblühende Blumen verwandelten die Luft in ein mildes Parfüm. Von der Lagune aus führten zwei Wege zum Tunari. Einer der direkt bergauf ging, dafür aber milder und einer der weiter flach an der Lagune verlief und dann steiler hinauf. Wir entschieden uns für den ersten und gingen den sandigen, steinigen Berg hinauf. Durch die vielen gelben Gräser hatten wir guten Halt.

Unser GPS-Signal war nicht das Beste, sodass wir mehrmals anhalten mussten, um zu gucken, wo denn unser Weg lang führte und ob wir denn noch richtig sind. Kurze Zeit später standen wir vor einer schrägen Steinwand, die aus unzähligen Schichten bestand. Kann das denn der richtige Weg sein? Attila kletterte Schritt für Schritt, Schicht für Schicht die Wand hoch und war sich aber weiterhin unsicher, ob dies der richtig ist. Katja ist in dessen entlang der Wand gegangen, um zu gucken, ob wir wirklich an dieser Stelle hinauf müssen oder ob es einen andern Weg gibt. Sie entdeckte am oberen Rand der Wand ein Schild, womit wir ausgingen, dass wir hier hoch klettern müssen. Also kletterte auch sie die Wand hinauf. Ein Glück, dass wir nur leichtes Gepäck und nicht unser Zelt und die anderen Sachen, die uns beim Klettern nach hinten ziehen können, dabei haben. Wir erreichten das Schild, auf dem witzigerweise gar nichts stand, aber wir fanden den weiteren Weg. Wir sind also richtig!

Um uns herum ragten weitere schräge Steinwände massiv in dem Himmel hinauf. Welch ein majestätischer Anblick und welch eine Kraft hier gewirkt haben muss. Der zunächst sandige Weg ging über in große Steinbrocken, die wir überquerten. Und dann, endlich sahen wir unseren Berg, den Tunari. Der Weg hinauf sah einfach aus, sodass wir direkt weiterwanderten. Bis zum Gipfel bestand der Weg nur noch aus weichem, kleinem Geröll, keine Klettereinheiten, keine zu steilen Wege. Kurz vor dem Gipfel machten wir noch eine Essenspause, da wir nicht wussten wie windig es auf dem Gipfel sein wird. Wir suchten uns also ein windstilles Plätzchen, aßen unser Brot und gingen dann die letzten Meter bergauf.

Überglücklich erreichten wir um 11 Uhr den Gipfel des Tunari auf 5030 m Höhe. Kaum zu glauben, dass wir es wirklich noch hier hoch geschafft haben. Der Gipfel war wolkenfrei, sodass wir einen 360° Rundumblick auf die Umgebung hatten. Wir sahen zur einen Seite das im Dunst liegende Cochabamba, dass uns gerade so sehr an Santiago de Chile erinnerte und zur anderen Seite sahen wir die schrägen Steinwände und in der Ferne leicht mit Schnee bedeckte Berge. Wir nahmen unsere Belohnung, Schokolade und Gummibärchen, zur Hand und setzten uns mit Blick zu den Bergen hin. Genüsslich genossen wir den Moment. Die Temperaturen waren angenehm und auch der Wind war nicht zu stark. An die Höhe haben wir uns mittlerweile scheinbar gut akklimatisiert, denn wir fühlen uns gut und haben keine Kopfschmerzen.

Nach etwa einer Stunde packten wir unsere Sachen und gingen wieder bergab, denn wir wollen spätestens 14 Uhr am Zelt sein, damit wir gegen 15 Uhr, noch vor Sonnenuntergang, an der Straße auf ein Trufi warten können. Und dann ist das Schicksal gut zu uns, denn beim Hinuntergehen haben wir ein Pärchen getroffen, die gerade zum Tunari hinaufstiegen. Wir unterhielten uns angeregt und sie erzählten uns, dass sie mit einem Van bis zur zweiten Lagune gefahren sind, dort parkten und die Wanderung starteten. Sie luden uns ein, dass sie uns mit dem Van wieder mit nach Cochabamba nehmen können. Na was ist das denn für ein Zufall und ein Glück? Da unser Zelt aber noch abgebaut werden muss und eher bei der ersten Lagune liegt, verabredet wir uns dazu, dass wir uns dort treffen werden. Sie zeigten uns, welchen Weg sie bergauf gegangen sind und wir entschieden uns dafür diesem zu folgen.

Zunächst ging der Weg wieder an einer schrägen Wand hinab, verlief danach aber nur über kleinem Geröll. Der Ausblick war deutlich unspektakulärer, dafür kamen wir aber recht zügig voran. Wir gingen am Van vorbei, folgten ein Stück der Straße und bogen dann auf einen kleinen Trampelpfad ab. Dieser Pfad verlief zunächst an einem ausgetrockneten Wasserlauf vorbei und ging über in eine grüne Ebene mit einem kleinen, etwa 1 m tiefen Fluss. Der Weg wurde von Schritt zu Schritt immer schöner. Fasziniert von der Natur und ihrer Schönheit folgten wir dem Fluss, der zurück zu unserer flachen Ebene führte. Wir entdeckten dabei den Wasserfall mit den vielen Kaskaden, den wir heute Morgen hinauf gewandert sind und erreichten damit kurze Zeit später unser Tal. Halb 2 kamen wir an unserem Zelt an, packten alles zusammen und gingen dann weiter zur ersten Lagune, wo wir nur 10 Minuten auf das Pärchen warteten. So ein grandioses Timing! Wir stiegen ein und fuhren direkt weiter. Was für eine angenehme Fahrt mit dem Van, denn wir werden nicht durch die Luft geschleudert wie gestern Nachmittag. Um 16 Uhr waren wir wieder in Cochabamba und konnten es nicht fassen, dass wir vor kurzem noch auf dem Tunari standen und dass wir nun so schnell und so unkompliziert zurückgekommen sind. Es zeigte sich damit Mal wieder, dass sich doch alles im Leben fügen wird.

Min. Höhe: 4360 m
Max. Höhe: 5030 m
Anstieg: 670 m
Länge: 9,48 km
Zeit (nur hoch): 5:30 h
Lage: -17.2866, -66.3933
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