Samaipata

27.08.2023    6 Minuten     0 Kommentare


Wie auf der Karte zu sehen ist, liegt der kleine Ort Samaipata im sogenannten Ellenbogen der Anden (Codo de los Andes). Die fast 9000 km lange Andengebirgskette macht an dieser Stelle den größten Bogen. Mit einer Höhe von 1674 m befindet sich Samaipata im Übergangsbereich zwischen der Andengebirgskette der Cordillera Oriental im Westen und dem bolivianischen Tiefland im Osten.

Samaipata stammt aus der Quechua Sprache und heißt übersetzt „Ruhe in der Höhe“, was wir auf jeden Fall bestätigen können. Das Städtchen, welches 1623 von den Spaniern gegründet wurde, ist klein und wirklich ruhig. Man kann entspannt entlang der kleinen Gassen schlendern, in einem Restaurant oder Café leckeren Kaffee trinken oder sich einfach auf dem Hauptplatz auf eine Bank im Schatten der Palmen setzen und dort verweilen.

Quelle: Wikipedia

Was einem beim Spaziergang durch Samaipata auffällt, sind die unzähligen Flechten an den Stromleitungen. Diese sind ein Indikator für die saubere und reine Luft, die aufgrund der Nähe zum Amboró Nationalpark hier vorliegt. Dieser ist berühmt für seine Riesenfarnen, die mit einer Tour besichtigt werden können. Samaipata ist für seine vielen Wanderungen in der Umgebung bekannt. Neben dem Amboró Nationalpark kann man auch in den spektakulären Bergen der Codo de los Andes wandern, wo Condore über einen in großen Kreisen ihre Bahnen ziehen, um Ausschau nach Nahrung zu halten. Zum Glück sind diese aber Aßfresser, sodass man ihnen entspannt zusehen kann.

Die größte Sehenswürdigkeit in der Nähe von Samaipata ist die Ruinenstätte „El Fuerte“, welche seit 1998 dem UNESCO Weltkulturerben angehört. Seitdem hat der Tourismus im Ort massiv zugenommen, wodurch es ein großes Angebot an Unterkünften gibt.

Außerdem gibt es in der Gegend zwei große Wasserfälle (La Pajcha und Cuevas), die in der Hitze zum Schwimmen einladen. Die Region ist auch für ihre Weinproduktion bekannt, so dass ein Spaziergang zu den benachbarten Weinbergen, um bei den Winzern leckeren Wein zu probieren, eine wunderbare Möglichkeit zur Entspannung ist.

In dem etwa 4000 Seelenort leben viele Nationalitäten. Seit 1996 führt Samaipata sogar eine Städtepartnerschaft mit der deutschen Stadt Saalfeld/Saale.

Kolibri-Garten

Unser Guide von der Tour zu den Riesenfarnen hat zusammen mit ihrem Mann einen riesigen Garten. Sie selber ist Biologin und ihr Mann ist Ornithologe. Sie haben sich zur Aufgabe gemacht Kolibris zu beobachten und zu studieren. Seit über 20 Jahren beschäftigen sie sich nun mit Kolibris. Zunächst noch in der umliegenden Region beobachteten sie mehrere Kolibri-Arten und fanden heraus, dass jede Art unterschiedliche Nahrung bevorzugt. Der Kolibri frisst vorallem Insekten, um Proteine und Minerale aufzunehmen. Aufgrund seiner einzigartigen Flugbewegung mit bis zu 80 Flugschwünge pro Sekunde (!), durch die der Kolibri nicht nur vorwärts sondern auch rückwärts, seitwärts sowie im Stand fliegen und fressen kann, benötigt dieser eine große Menge an Energie. Um diese schnell zu sich nehmen zu können, schleckt der Kolibri mit seiner langen Zunge den Nektar aus den Blüten.

Aufgrund der zunehmenden Landwirtschaft und der damit einhergehenden Abholzung der Wälder und der Wiesen, nimmt die Vielfalt der Pflanzen immer weiter ab. Ohne den Nektar der Pflanzen kann ein Kolibri nicht überleben, da Insekten nicht genügend schnelle Energie zur Verfügung stellen. Ein weiterer Feind des Kolibris sind Katzen, Ratten, Schlangen und andere größere Vögel. Die Anzahl der Kolibris soll sich laut der Beobachtung der beiden in den letzten 20 Jahren verringert haben.

Sie haben daher ein Haus mit einem großen Grundstück gekauft und auf diesem einen Wald, verschiedenste Blumen z.B. Fuchsien, Paradiesvogel, Kakteen etc.,  Sträucher und blühende Bäume angepflanzt, die durch ihre langen Blütenformen vorallem die Kolibris anlocken. Die Kolibris betrachten die Pflanzen dabei lediglich als Nahrungsquelle, wohingegen für die Pflanze ihre Fortpflanzung und ihr Überleben davon abhängig ist. Zum Beispiel bei der Blume Paradiesvogel setzt der Kolibri sich auf die Blüte, wobei sich das Pollenkissen durch das Gewicht öffnet und die Pollen sich an den Bauch des Kolibris heften. Bei der nächsten Pflanze bestäubt der Kolibri diese dadurch. Die meisten Pflanzen haben einen männlichen und einen weiblichen „Körperteil“, der nur von der entsprechenden Kolibriart befruchtet werden kann. Es ist eine wunderbare Symbiose zwischen Vogel und Pflanze.

In den letzten 20 Jahren haben sie mittlerweile 19 verschiedene Kolibri-Arten in ihrem Garten gesichtet. Einige Arten leben in ihrem Garten, andere kommen nur zum Fressen. Da jede Kolibri-Art einen anderen Pflanzennektar favorisieren, die zu unterschiedlichen Zeiten im Jahr blühen, sind meistens nur 5-6 Arten zeitgleich zu sehen.

In den zwei Stunden, die wir durch den traumhaft schönen, naturbelassen Garten geschlendert sind, haben wir sehr viele Kolibris gesehen, die hin und her geflogen sind. Für uns leider etwas zu schnell, denn wir konnten kein einziges vernünftiges Foto von ihnen machen. 😅 Mindestens 4 verschiedene Kolibri-Arten (Weißbauchamazilie, Riesenkolibri, Schwalbennymphe, Amethystohrkolibri) hat uns die Frau gezeigt. Sehr interessant ist, dass die Kolibris beim Flügelschlagen einen markanten, relativ lauten Ton erzeugen, der sich anhört wie eine Drohne.

Wer unbedingt mal einen Kolibri in freier Natur sehen möchte, ist hier auf jeden Fall am richtigen Ort. Ihr könnt euch hier unser kurzes Video mit einem trinkenden Amethystohrkolibri ansehen.

El Fuerte

El Fuerte ist eine archäologische Ruinenstätte der präkolumbianischen Zeit und bedeutet aus dem Spanischen übersetzt „Die Festung von Samaipata“. Diese liegt nicht weit entfernt von Samaipata, sodass wir mit einem Taxi dorthin fahren konnten.

Die Ruinenstätte besteht aus zwei Teilen, dem imposanten, monolithischen Sandsteinfelsen und dem Wohn- und Verwaltungsbereich. Seit 300 n. Chr. wurde der Bereich von Angehörigen der Mojocoyas-Kultur als Ritual- und Wohnzentrum bewohnt, die bereits mit der Formgebung des Sandsteinfelsens begonnen haben. Im 14. Jahrhundert wurde dieser von den Inkas besetzt, die es zur Provinzhauptstadt machten und weiter am Ausbau des Felsens arbeiteten. Mit Eindringen der Spanier wurden die Inkas verdrängt, sodass die Spanier den Ort nutzten.

Die Inkas waren eine indigene urbane Kultur in Südamerika, die sich vom heutigen Ecuador bis nach Chile und Argentinien auf ein Gebiet von rund 950.000 km2 erstreckte. Im Vergleich zu Europa umfasst dies ein Gebiet vom Nordkap bis nach Sizilien. In der Zeit vom 13. bis zum 16. Jahrhundert herrschten die Inkas über 200 ethnischen Gruppen. Es wird vermutet, dass das Inkareich um 1530 am größten verbreitet war. Im Jahr 1572 wurde der letzte Inkaherrscher durch die Spanier gefangen genommen und in Cusco (Heutiges Peru) enthauptet.

Der Sandsteinfelsen hat eine Abmessung von 220 m Länge und etwa 60 m Breite, der vollständig mit einer Vielzahl von geometrischen Formen, Tierdarstellungen, Nischen, Kanälen und Gefäßen von großer religiöser Bedeutung verziert ist. Es wird daher vermutet, dass El Fuerte als Zeremoniezentrum verwendet wurde.

Den Felsen an sich kann man nicht betreten, damit die unterschiedlichen architektonischen, städtischen und authentischen Merkmale der Felszeichnungen geschützt bleiben. Es wurde aber ein aus Holz bestehender Steg mit verschiedenen Aussichtsplattformen entlang des Felsens gebaut, von wo aus wir einen guten Blick auf die Schnitzereien und auf die wunderbaren Berge und Landschaften in der Umgebung hatten. Der Steg verlief weiter zu den noch sehr gut erhaltenen Terrassen, die aus der Inkazeit stammen. Die Inkas nutzten die Terrassen für die Landwirtschaft. Wir folgten dem Weg und konnten uns verschiedene Ruinen an Gebäuden, die als Wohnungs- oder Verwaltungsraum dienten, anschauen.

Da unser Taxi auf uns gewartet hat, waren wir zeitlich etwas eingeschränkt. Wir waren insgesamt 2 Stunden an der Ruinenstätte, wären aber gerne länger geblieben, da es wirklich schön hier war. Wer etwas Zeit mitbringt und gerne auf einer Bank unter einem wunderschönen Baum sitzen möchte oder etwas essen möchte im Restaurant, sollte schon eher 3 Stunden einplanen.

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