Cordillera de la Sal
Die Cordillera de la Sal, Salzkordillere, ist ein Gebirgszug westlich von San Pedro de Atacama und der Salar de Atacama. Diese besteht hauptsächlich aus rotem, kontinentalen Sedimentgestein und weißem Evaporit-Gestein aus der Salar de Atacama, welche durch tektonische Aktivitäten gefalten und angehoben wurden. Aufgrund der wasserlöslichen Salzgesteine bildete sich über die letzten 6000 Jahre, bedingt durch diverse Regenereignisse, eine Karstlandschaft. Bis zu 50 Karsthöhlen sind mittlerweile bekannt. Die größte bekannte Höhle, die Cuavas de Chulacao, haben wir uns angeschaut, als wir zum Valle de la Luna gewandert sind. Nach bisherigen Erkenntnissen ist dies die größte und auch älteste Höhle in der Region.
Valle de la Luna
Direkt von unserer Unterkunft aus machten wir heute unsere erste Wanderung in der Atacama-Wüste. Es ging in das Valle de la Luna, das Tal des Mondes, das in der Cordillera de la Sal gelegen ist. Auf dem Weg dorthin sind wir durch die karge, ausgetrocknete, flache Landschaft des Salars de Atacama gegangen. Der Boden war sandig und mit kleinen Steinchen durchzogen. Ab und an sahen wir kleine Sträucher. Traurigerweise sahen wir auch hier, wo sonst nichts ist, Plastik im Wind über den Sand wehen.
Die Sonne knallte von oben erbarmungslos auf uns nieder. Trotz unseres Sonnenhutes wurde unser Kopf immer mehr erhitzt. Unser Kreislauf fing langsam an sich bemerkbar zu machen. Nach 4 km erreichten wir die steil hinaufsteigende Cordillera de la Sal, die sich von der ansonsten flachen Umgebung abhebte. Aus dem Nichts tauchte eine 20 m tiefe, ausgetrocknete Schlucht vor uns auf, an deren Ende die Chulacao-Höhle gelegen ist. Die Wände im Canyon, die von der Sonne angestrahlt wurden, knackten aufgrund der entstehenden Wärme. Ein teilweise beängstigendes Geräusch, weil man nicht wusste, ob die Wände noch halten werden. Diese bestanden nur aus porösem Material, welches wir leicht abmachen konnten.
Wir gingen einen schmalen Trampelpfad in die Schlucht hinunter und in die etwas kühlere Höhle hinein. Was für ein Segen. Endlich Schatten! Die Höhle war mehrere Meter hoch und wir konnten weit hineingehen. Am Ende der Höhle war ein Durchbruch zur Decke, wodurch Licht in die Höhle gelangt ist. Neben der großen Chulacao-Höhle gibt es noch mehrere kleinere Höhlen, die wir uns ebenfalls angeschaut haben und in denen wir dann auch unsere Mittagspause im Schatten machten.
Wieder etwas akklimatisiert, wanderten wir entlang der Ostseite der Cordillera de la Sal bis wir die ausgetrocknete Schlucht Quebrada Honda erreicht haben. Eine Schlucht, die uns einfach nur sprachlos machte. Der Boden war bedeckt von einer dicken, weißen Salzschicht, die zum einen wie kleine Dünen aussah, aber zum anderen wie kleine Schneebälle geformt war. Mit jedem Schritt knackte es unter den Füßen, als ob man auf Eis ginge. Die mehrere Meter hohen Wände bestanden aus rotem Sedimentgestein mit Salzschichten dazwischen. Riesige Wassermengen müssen hier durchgeflossen sein, um so eine tiefe, stark mäandrierende Schlucht zu erzeugen. Mit jedem Mäander, den wir gegangen sind, änderte sich die Optik. Wir gingen entlang von Säulen und Salzkristallen, krabbelten durch Tunnel und kletterten kleine, ausgetrocknete Wasserfälle hinauf. Die enge Schlucht schlängelte sich über 3 km durch die Cordillera de la Sal bis diese im Valle de la Luna, dem Tal des Mondes, mündete.
Aus der schattigen Schlucht kommend, prallte die Sonne im Valle de la Luna nur so auf uns hinunter. Das breite, mehrere Kilometer lange Tal ist umzingelt von rotbraunen Bergen, die jeglichen Luftaustausch verhinderten. Die Luft stand nur so im Tal, sodass wir bald wieder Kreislaufprobleme bekamen. Wir suchten nach einem Schatten und fanden eine kleine Erhebung, die gerade so für uns beide Schatten spendete. Um wieder etwas Energie zu bekommen, aßen wir unsere Kekse und tranken viel Wasser, während wir den herrlichen Ausblick auf das flache Tal genossen. Das Tal wirkte auf uns wie ein ausgetrockneter Meeresboden. Überall sahen wir verzweigte, ehemalige Flussläufe. Stellenweise riesige Salzkrusten auf dem Boden geben dem vegetationslosen Tal seinen Namen, Tal des Mondes. Passend zu diesem Namen kam der hell leuchtende Mond über dem Tal zum Vorschein.
Fasziniert von der kargen, sandigen Landschaft durchwanderten wir das Tal bis wir einen Weg über eine Sanddüne nach oben aus der Schlucht hinausfanden, wo wir einen grandiosen Panoramablick auf die Cordillera de la Sal und das da drinnen gelegene Valle de la Luna hatten. Über einen schmalen Weg entlang einer Felsenkante gingen wir bis zur Aussichtsplattform Piedra del Coyote. Von hier aus sahen wir die grüne Oase San Pedro de Atacama und die Ostseite der Cordillera de la Sal, von der wir gekommen sind. Diese verläuft in parallelen Bergen über mehrere Kilometer hinweg. In der Ferne ragte hoch hinaus die Vulkankette zwischen Chile, Argentinien und Bolivien mit dem markanten Vulkan Licancabur, dem Hausberg von San Pedro de Atacama.
Wir gingen von hier zur Straße 23, von wo aus uns ein junges Pärchen aus der Schweiz bis nach San Pedro de Atacama mitgenommen hat. Hier gingen wir noch in eine coole Bar, wo wir kühles Fassbier getrunken haben.
Valle de Marte
Das Tal, welches wir heute besichtigt haben, wird unter zwei Namen geführt. Der erste Name resultiert aufgrund der marsähnlichen Landschaft und wird daher Valle de Marte, das Tal des Marses genannt. Der zweite Name Valle de la Muerte, das Tal des Todes, wurde abgeleitet, weil hier viele Knochenreste von Menschen und Tiere gefunden wurden und damit gesagt wurde, dass alle, die versucht haben, dieses Tal zu durchqueren, auf dem Weg gestorben sind. Ich muss ja sagen, das hat uns schon ein wenig abgeschreckt. Wir haben daher unsere Rucksäcke mit Brot, Keksen, Obst und Nüssen sowie ausreichend Wasser vollgepackt. Kompass und Fernglas sind natürlich auch immer beim Wandern dabei. Dann kann es also losgehen!
Das Valle de Marte liegt nördlich, direkt am Valle de la Luna. Beide Täler werden lediglich durch die Straße 23 voneinander getrennt. Von unserer Unterkunft aus folgten wir der berühmten Straße Caracoles durch San Pedro de Atacama Richtung Westen. Wir durchquerten wieder ein Stück der Salar de Atacama, bis wir auf das breite, ausgetrocknete Flussbett des Quebrada Blanco trafen. Wir folgten diesem bis zum Eingang des Valle de Martes, wo dieser in eine riesige Schlucht überging. Dort konnten wir gut sehen, wie das Wasser einst tiefe, parallel verlaufende Rillen in das Gestein gespült hat.
Wir durchwanderten die Schlucht, die sich wieder durch die Cordillera de la Sal schlängelte. Das Flussbett war dieses Mal breiter, mit einer weniger ausgeprägten Mäandrierung. Auch die dicken Salzkrusten, die wir im Valle de la Luna gesehen haben, waren im Valle de Marte nur dünn ausgeprägt. Nach 3 km erreichten wir das aus rotem Sand und Sedimentgestein bestehende Tal. Und ja, es wirkt auch auf uns wie der Mars persönlich. Harte Gesteinsformen ragten wie Inseln aus den darum liegenden riesigen Sanddünen hoch hinaus. An Vegetation gab es nur ab und an kleine Sträucher zu sehen.
Vor einigen Jahren konnte man auf den 100 m hohen Sanddünen noch mit dem Snowboard hinunterfahren. Dies lockte viele Abenteurer in das Tal. Ein Pärchen, dass wir im Valle de Marte getroffen haben, erzählte uns, dass sich vor 5 Jahren zwei Belgier in dem Tal verirrt haben und über Nacht erfroren sind. Daher wurde das Tal für Besucher geschlossen. Zwei Jahre später ist dann COVID ausgebrochen, sodass das Valle de Marte noch bis heute geschlossen ist.
Ein breiter Weg führte aus dem Valle de Marte hinaus. Wir entschieden uns aber dafür die Sanddünen hinaufzugehen, um oben an der Schlucht noch entlang des Tales gehen zu können. Einen Weg gab es nicht, sodass wir wieder Querfeldein gingen. Nach ein paar Höhenmeter mussten wir dann eine Pause im Schatten machen, da die Sonne von oben und der Sand von unten uns erhitzten.
Wieder mit Energie aufgeladen, gingen wir die immer steiler werdenden Dünen hinauf. Der Wind hatte kleine Wellen in den Sand geformt, die sich über die gesamte Düne ausbreiteten. Es war schwer im Sand zu gehen, denn mit jedem Schritt rutschten wir wieder ein Stück zurück, sodass wir mehrere Pausen machen mussten. Überglücklich erreichten wir dann, für Katja nach einer gefühlten Ewigkeit, die obere Kante der Schlucht. Jubbelnd sprang Katja vor Freude im Kreis. Belohnt wurden wir mit einem wunderschönen Ausblick auf das Tal und die Cordillera de la Sal, die sich auch hier in parallel verlaufenden Bergen von ihrer schönsten Seite zeigt. Im Hintergrund waren wieder San Pedro de Atacama und die Vulkankette zu sehen.
Während wir entlang der Felskante gingen, nahm plötzlich der Wind extrem zu. Der Sand wurde regelrecht aufgepeitscht und in das Tal getragen. Hier konnten wir uns nur zu gut vorstellen, wie die Felswand von Jahr zu Jahr immer weiter abgetragen wird. Wir hielten daher einen großen Abstand zu den Felsen. Von weitem sahen wir eine Aussichtsplattform, von der wir zur Straße 23 kommen. Wir gingen zielgerichtet auf die Plattform zu und standen plötzlich wieder Mal vor einem Abgrund, der uns von der Plattform abriegelte. Wie kann es nur sein, dass ständig aus dem Nichts eine Schlucht vor uns auftaucht, die man 5 m vorher noch nicht sieht? Darüber verwundert folgten wir einem kleinen Trampelpfad hinunter und gelangten auf die Straße, die in das Valle de Marte verlief und die wir bereits vom Tal aus gesehen haben. Hier zog der Wind in heftigen Böen durch die Schlucht und vertrieb uns daher schnell auf den Trampelpfad, der hinauf zur Plattform ging. Von der Plattform aus hatten wir einen atemberaubenden Blick auf die gesamte Länge des riesigen Valle de Marte. Aufgrund des frischen Windes machten wir nur einen kurzen Stopp und gingen dann weiter zur Straße 23, wo uns ein netter Chilene mitgenommen hat. Während der Fahrt erzählte er, dass er gerade den speziellen Wüstenwein, Ayllu nach Argentinien transportiert.
Quebrada del Diablo
Die Quebrada del Diablo oder auch bekannt unter dem Namen La Garganta del Diablo, die Teufelsschlucht, liegt nördlich des Valle de Marte. Beide Täler werden durch den Fluss und dem grünen Tal des Río San Pedro voneinander getrennt.
Die Wanderung haben wir wieder von unserer Unterkunft aus gestartet. Wir folgten der B245, welche Richtung Valle de los Cactus und weiter zu den Geysiren El Tatio verläuft. Da wir zunächst nur entlang der Straße gegangen sind, haben wir gehofft, dass wir die 2 km bis zur Schlucht trampen können. Leider hat dies, tatsächlich zum ersten Mal, nicht geklappt. Mehrere Dorfhunde begleiteten uns dafür aber ein Stück des ansonsten recht langweiligen Weges.
Wir folgten einem kleinen Trampelpfad, der links zur Cordillera de la Sal abbog. Hier sahen wir leider ziemlich viel Müll und entsorgte Kleidung liegen. Zum Thema Kleidungsentsorgung der Industrienationen in der Atacama-Wüste kannst du den Artikel „Fast Fashion-Friedhof“ vom National Geographic lesen oder dir diesen NDR Videobericht angucken.
Nach kurzer Zeit wurden wir überwältigt von der Aussicht auf die Quebrada del Diablo, die wieder aus dem Nichts vor uns auftauchte. Wir können erahnen, woher der Name Teufelsschlucht herstammt. Die kahle Landschaft mit dem dunkelroten Sedimentgestein und deren bizarre Gesteinsformationen verliehen einem das Gefühl die Hölle gefunden zu haben. Über einen Trampelpfad gingen wir hinab, um uns die heiße Hölle von Nahem anzuschauen, denn wie auch schon im Valle de la Luna und Valle de Marte brannte auch hier die Sonne erbarmungslos. Wir gingen vorbei an vertrockneten Sträuchern, die an vertrockneten Flussläufen standen. Der Boden wechselte sich ab von steinig zu sandig und wieder zu steinig. Gerade wo ehemals Flüsse lang flossen, war der Untergrund verfestigt und diente uns somit als Weg, der sich nach einer Weile wie in einem Labyrinth verzweigte.
Ein kleines Schild zeigte uns die Richtung zu einem Aussichtspunkt. Wir folgten diesem und standen kurze Zeit später vor einem riesigen Berg. Nach etwas Zögern, denn es war unerträglich warm und wir wollten eigentlich nur noch im Schatten sein, gingen wir dennoch den steilen Berg hinauf. Oben angekommen, hatten wir einen grandiosen Panoramablick auf die Quebrada del Diablo zur einen Seite und zur anderen auf San Pedro de Atacama und die Vulkankette im Hintergrund. Hier sahen wir den aktiven Vulkan Putana, aus dem gerade eine weiße Rauchwolke in den blauen Himmel hinaufstieg.
Nach einer Mittagspause gingen wir den Berg hinab und zurück zum Schild. An diesem vorbei spazierten wir in die eigentliche Schlucht hinein, die uns aus dem Tal Richtung Westen zum Río San Pedro hinausführte. Die Schlucht erinnerte uns sehr an die Quebrada Honda, die uns in das Valle de la Luna geführt hatte. Eine enge mäandrierende Schlucht, die umgeben von mehrere Meter hohen Sedimentgesteinen war. Das Gestein sah aus der Nähe aus wie Tropfsteine und erweckte in einem das Gefühl, extrem hart zu sein. Wenn man dieses aber berührte, zerbröselte es direkt vor einem zu einzelnen Sandkörnern.
Vom ausgetrockneten Flussbett des Hauptflusses verzweigten sich immer wieder kleinere Wege, ehemalige Nebenflüsse. Wir folgten diesen vereinzelt und standen am Ende meistens an einer riesigen, gerade hoch gehenden Wand, die Spuren von ausgetrockneten Wasserfällen hatten. Auch kleinere Höhlen entdeckten wir unterwegs.
Während wir weiter entlang der Schlucht wanderten, fragten wir uns, wie hoch wohl das Wasser in der Regenzeit hier stehen muss. Für uns hatte es den Anschein, dass es mehrere Meter hoch sein muss und aus allen Ecken und Rillen geflossen kommt. Die Wassermenge muss so stark sein, dass das Wasser sich selbst durch das Gestein gefressen hat und so stellenweise riesige Tunnel erzeugt hat, durch die wir jetzt wandern können.
Nach einigen Kilometern erreichten wir das Ende der Schlucht, die überging in eine Allee aus Chañar-Bäume, die im Wind wehten. Diese endete an dem kühlen Fluss San Pedro, wo wir im Schatten eines riesigen Baumes eine Pause machten, währenddessen das Wasser an uns vorbei plätscherte. Eine erfrischende Brise lag in der Luft. Kaum zu glauben, dass wir vor kurzem noch in einem vegetationslosen Tal waren, in dem jegliches Anzeichen an Wasser fehlte. Und nun sitzen wir hier in einer grünen Oase.
Wir gingen der Straße folgend durch das grüne Tal wieder zurück nach San Pedro de Atacama. Der Weg zog sich sehr, sodass wir uns sehr freuten, als ein Auto mit einem Pärchen anhielt und uns mitnahm. Bis dahin hätten wir gar nicht gedacht, dass man überhaupt zur Schlucht mit dem Auto fahren kann. In San Pedro angekommen, spazierten wir noch etwas durch die Stadt und gönnten uns ein leckeres Schokoeis.