Salar de Atacama

29.05.2023    6 Minuten     0 Kommentare


Der Salar de Atacama ist eine abflusslose Senke in einem tektonischen Graben innerhalb der Atacama-Wüste. Im Westen wird der Salar von der Cordillera Domeyko und im Osten von der Andenkordillere begrenzt. Vor etwa 6200 bis 3500 Jahren existierte an dieser Stelle ein See. Aufgrund der hohen Verdunstungsrate von 1800 bis 3200 mm pro Jahr und der gleichzeitigen geringen Niederschlagsmenge von 3 bis 50 mm pro Jahr ist der Paläosee mit der Zeit verlandet. Durch kleine Zuflüsse wurden während der Verlandungphase bis heute jedes Jahr aus den umliegenden Bergen Salzsedimente in den Salar hineingespült. Mit sinkendem Wasserstand erhöhte sich stetig die Salzkonzentration im See bis es zu einer Übersättigung des Wassers an gelösten Mineralien kam. Dies sorgte für die Ausfällung von Mineralgesteinen, sogenannten Evaporite, die sich mit der Zeit ablagerten und somit die harte, weiße Salzebene, der Salar de Atacama, bildeten. Die Sole ist hochkonzentriert an Bor, Kalium, Magnesium und Lithium. Das Lithium wird für die Produktion von Lithium-Akkus abgebaut und stellt einen großen Eingriff in das Ökosystem und das Leben der indigenen Bevölkerung dar. Mehr über die Technologie und die damit verbundenen Probleme kannst du hier, hier oder hier lesen. Die riesigen Lithium-Verdunstungsbecken sind sogar auf den Satellitenbildern gut zu sehen. Die Hoffnung liegt in der neuen Technologie der direkten Lithiumextraktion (DLE).

Die Zuflüsse bringen sowohl oberirdisches als auch unterirdisches Wasser in den Salar de Atacama. Wo das unterirdische Wasser an die Oberfläche trat, entstanden kleine Lagunen, die bis heute noch existieren.

Laguna Chaxa

Als erstes bereisten wir von San Pedro de Atacama aus die 40 km südlich gelegene Laguna Chaxa, die auf 2300 Hm mittig in der Salar de Atacama liegt. Die Lagune gehört zum Nationalreservat Los Flamencos, welches sich für den Schutz der Flora und Fauna in der Region einsetzt. In der flachen, aber riesigen, schlammigen Salzlagune hat sich über die Zeit eine spezielle Fauna entwickelt. Kleine Krebse trotzen den klimatischen Bedingungen und locken unzählige Flamingos in die Salzebene. In der pastellblauen Lagune spiegeln sich die Berge und die nach Nahrung suchenden Flamingos wieder, was ein herrliches Farbenspiel hervorbringt.

Quebrada de Jere

Von der Laguna Chaxa aus fuhren wir zurück zur großen Straße 23, die direkt an der Ortschaft Toconao liegt. Oberhalb des Dorfes befindet sich die Schlucht Quebrada de Jere die wir besichtigt haben. Als wir in die Schlucht hinein gegangen sind, kam es uns wie eine andere Welt vor. Über Generationen hing wurde Wasser des Río Jere zur Bewässerung verwendet, sodass sich ein einzigartiges Ökosystem entwickelt hat. Eine grüne Oase mitten in der Atacama-Wüste. Nach unserer Fahrt durch die totwirkende, raue Salar de Atacama wirkt die Schlucht wie ein grünes Paradies aus Obstbäumen. Die Luft ist frisch und kühl. Wir spazierten entlang des Flusses und schauten uns alte, im Gestein eingeritzte Petroglyphen an. Ebenso konnten wir Höhlen besichtigen, die als Versteck bei der Jagd oder als Wohnraum dienten. Im Sonnenschutz der Bäume haben wir an einem kleinen Picknickplatz unser Brot und Gemüse gegessen. Wir waren komplett alleine in der Schlucht und konnten somit die Ruhe der Natur auf uns wirken lassen.

Lagunas de Baltinache

Von der Schlucht aus fuhren wir mit dem Auto zu den Lagunas Escondidas de Baltinache, zu den verborgenen Lagunen von Baltinache. Diese liegen auf der gegenüberliegenden, westlichen Seite der Salar de Atacama. Da wir nicht einfach so durch die Salar mit dem Auto cruzen können, mussten wir zunächst zurück nach San Pedro de Atacama fahren. Von hier aus folgten wir der Straße 23 weiter bis nach 12 km ein Schotterweg nach links abbog. Unbedacht fuhren wir auf den Schotterweg und mussten nach kurzer Zeit das Tempo deutlich reduzieren, um ein Zusammenbrechen des gemieteten Autos zu verhindern. Wir fuhren immer und immer nur geradeaus. Links von uns die Salar de Atacama, die in diesem Randbereich aus rotbraunen Sediment bestand und rechts von uns die Cordillera Domeyko, welche eine gräuliche Farbe hatte. Der Weg zog sich unendlich in die Länge. Keine Bäume und keine Sträucher waren hier zu sehen, nur kahle Landschaften. Die Sonne prallte währenddessen gnadenlos auf das Auto, wodurch dieses sich extrem erwärmte. Unser Kreislauf fing langsam an zu meckern und verlangte nach Abkühlung.

Nach etwa einer Stunde bogen wir nach 50 km Schotterpiste in die Salar de Atacama ein und erreichten dann endlich die Lagunen, die wieder von den weißen Evaporit-Gesteinen umgeben waren. Es befinden sich 7 Lagunen auf dieser kleinen Fläche. Je nachdem, ob es regnet und wie stark dieser Regen ist, variiert die Ausdehnung und Tiefe der Lagunen. Die Durchmesser der Lagunen variieren von 3 bis 30 m. Die tiefste Lagune soll 6 m tief sein.

Wir gingen über einen Holzsteg bis zu den Lagunen und erblickten diese in ihrer einmaligen türkisblauen Farbe zwischen den weißen Mineralsteinen aufleuchten. Ein absolutes Naturschauspiel, was wir so noch nie gesehen haben. Das Wasser war glasklar, sodass wir tief hineinblicken konnten. Es wirkte, als ob wir in das Auge der Erde blickten. Sie strahlten eine Art Reinheit und Empfindlichkeit aus. Der Salzgehalt der Lagunen beträgt etwa 220 g/l und bewirkt den gleichen Schwebeeffekt im Wasser wie dies auch im Toten Meer (Salzgehalt 340 g/l) der Fall ist. Im Vergleich dazu hat die Nordsee ein Salzgehalt von 35 g/l und das Mittelmeer 38 g/l.

Eine Lagune stand den Touristen zum Baden zur Verfügung. Da wir noch nie diesen Schwebeeffekt erfahren durften, nutzten wir die Gelegenheit und zogen unsere Badesachen an. Anders als erwartet war das Wasser einfach nur super kalt. Aufgrund der hohen Sonneneinstrahlung dachten wir, dass das Wasser eine angenehme Temperatur haben wird, aber da haben wir uns gewaltig geirrt. Es war so kalt wie ein Bergsee. Wir beeilten uns also sehr beim Hineingehen und merkten sofort, wie das Wasser uns von unten an die Oberfläche hochdrückte. Wir versuchten zu schwimmen, aber unsere Beine und Arme wurden so rausgedrückt, dass ein Schwimmen unmöglich war. Beim Herunterdrücken der Beine wurden diese auch immer wieder hochgedrückt. Ein super witziges Erlebnis, das wir so auch nie vergessen werden. Lange hielten wir es wegen der Kälte jedoch nicht im Wasser aus. Aufgrund des hohen Salzgehalts werden auch nur 10 Minuten Badezeit empfohlen. Als wir aus dem Wasser stiegen, merkten wir eine richtige Salzschicht auf der Haut, die bei Katja sogar zu brennen anfing. Wir mussten uns daher direkt mit frischem Süßwasser das Salz vom Körper waschen.

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