San Pedro de Atacama
Das auf 2440 m Höhe gelegene San Pedro de Atacama ist das Tor zur faszinierenden Atacama-Wüste. Von hier aus starten unzählige Touren, um die spektakulären Naturwunder des Salars de Atacama, der Puna und des Altiplanos zu entdecken. Rotbraune Sanddünen, bizarre Wüstenfelsen, türkisblaue Salzlagunen mit rosafarbenen Flamingos, dampfende Geysire vor schneebedeckten Vulkanen und malerische Andendörfer machen den einmaligen Reiz dieser atemberaubenden Landschaft aus.
Der gleichnamige Fluss San Pedro bringt eine grüne Oase inmitten einer der trockensten Wüsten der Welt hervor und macht damit das Leben in dieser unwirtlichen Welt möglich. Etwas weiter südlich versickert der Fluss dann in der Salar de Atacama. Die Trockenheit, bedingt durch den seltenen Regen, sorgte dafür, dass Kulturgüter über Jahrtausende hinweg im Wüstensand konserviert wurden. Exponate aus der präkolumbianischen Zeit der Atacameño-Kultur können im archäologischen Museum, Museo Arqueológico R. P. Gustavo Le Paige, besichtigt werden.
San Pedro ist das Zentrum der umliegenden Andendörfer. Bereits zu Inkazeiten war das Oasendorf ein wichtiger Meilenstein auf der Wanderroute der Inkas. Noch heute sind auf der Karte von San Pedro viele Wanderwege und auch Ruinen der Inkas zu finden. Die Faszination für das knapp 11.000 Seelendorf (Stand 07/2023) blieb bis heute erhalten. Bis zu 100.000 Besucher pro Jahr kommen aus der ganzen Welt, um sich die Oase und die Atacama-Wüste anzuschauen. Über die Jahre hinweg wurde eine gute touristische Infrastruktur mit Hotels und Tourenanbietern aufgebaut, denn der Tourismus ist mittlerweile die größte Einnahmequelle. Problematisch mit dem enormen Besucheransturm ist der steigende Bedarf an Trinkwasser. Das Wasser wird mittels LKW nach San Pedro gebracht und in den meisten Haushalten in riesigen Behältern gespeichert. Das Wasser aus der Leitung kann weder getrunken noch zum Kochen verwendet werden, da es einen zu hohen Gehalt an Mineralstoffen hat, die auf Dauer den Körper schädigen können. Wir haben daher immer Wasser im Supermarkt gekauft, da wir keinen Behälter für das Trinkwasser hatten. Jedoch wurde in unserer Unterkunft das Leitungswasser in Behältern gespeichert. Diese Behälter standen in der Sonne, was zum Erhitzen des Wassers führte. Damit bekamen wir tagsüber warmes Wasser zum Abwaschen von Geschirr und zum Duschen, denn es gibt in den meisten Haushalten keine Heizung. Wir mussten also unseren Tag gut planen, um das warme Wasser bestmöglich nutzen zu können.
Ein Grund für das Fehlen von Heizungen ist die ursprüngliche Bauweise der Häuser. Diese bestehen aus Adobe, einem natürlichen Baumaterial aus Lehm, Sand, Pflanzenfasern und Füllmaterial, das als Quader in der Sonne getrocknet wird. Dieses Material bietet vor allem in der Wüste den Vorteil, dass die Adobe sich tagsüber aufwärmt und sie diese Wärme abends wieder abgibt. Damit können die starken Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht ausgeglichen werden. Trotz dieser alten, gut durchdachten Bauweise haben wir ziemlich gefroren, sodass wir die Abende in unseren Daunenjacken verbrachten, wohingegen wir tagsüber in unseren kurzen Hosen und T-Shirts wandern waren oder das Dorfleben erkundet haben.
Wir hatten ziemliches Glück, denn wir waren in der Nebensaison in San Pedro, wodurch wir noch die Dorfidylle erleben konnten. Wir flanierten entspannt mit einem Eis in der Hand entlang der Hauptstraße Caracoles, die von den weißgekalkten und naturfarbenen, einstöckigen Lehmbauten aus Adobe flankiert wurde. Es lag eine angenehme Atmosphäre mit einem bunten Treiben in der Luft. Auf dem Sandboden wurden bunt verzierte Teppiche ausgelegt, auf denen verschiedenste Utensilien wie Tontöpfen, Schmuck oder Strickware zum Verkauf ausgelegt wurden. Währenddessen sorgten Straßenmusiker für gute Stimmung auf die Straße.
Die Caracoles verlief am Hauptmarkt vorbei, wo kleine Essensbuden aufgebaut waren. Von hier aus besichtigten wir eine der ältesten Kirchen Chiles mit einem Dach aus Kakteenstämmen.
San Pedro schläft auch in der Nacht nicht. Man kann in den klaren Nächten nicht nur eine Tour zur Sternbeobachtung buchen, sondern auch in der Stadt gut weggehen. Es gibt viele Bars, die Cocktails, Bier oder Wein anbieten. Üblicherweise bestellt man zu den Getränken dann auch immer Essen dazu. Und mit etwas Glück trifft man unterwegs noch Leute, die den Weg zur nächsten Tanzparty in der Wüste kennen.