Geysire El Tatio
Um 4:30 klingelte der Wecker, denn wir möchten heute das Geysirfeld El Tatio besichtigen. Das Geothermalgebiet gehört wie das Sol de Mañana zur Vulkanregion Altiplano-Puna und ist Teil der zentralen Vulkanzone von Südamerika.
Das Geysirfeld liegt auf einer mittleren Höhe von 4320 m am Fuße des gleichnamigen Vulkans El Tatio und gehört zu den höchstgelegenen Geothermalgebieten der Erde. Durch den reduzierten Luftdruck siedet das Wasser bereits bei ca. 86 °C. Je nach Druck sprudelt das Wasser nur wenige Zentimeter bis 10 m hoch. Von den 80 identifizierten Geysire sind über 30 andauernd aktiv. Neben den Geysiren befinden sich auch Fumarolen, heiße Quellen, Schlammvulkane und ausgedehnte Sinterterrassen auf dem 30 Quadratkilometer Areal. Das geothermische Feld ist das größte Geysirfeld der Südhalbkugel und neben dem Yellowstone-Nationalpark und dem Dolina Geiserow im russischen Kamtschatka das drittgrößte der Welt. Über die Entstehung von Geysiren kannst du hier mehr lesen.
Da besonders zum Sonnenaufgang die Aktivität, aufgrund der starken Temperaturunterschiede zwischen dem Wasserdampf und der Umgebung, am spektakulärsten sein soll, starteten wir um 5 Uhr mit dem Auto zum 90 km nördlich gelegenen Geysirfeld. Laut Navigation sollten wir nur 2 Stunden brauchen, sodass wir bis zum Sonnenaufgang um 7:30 noch etwas Puffer hatten. Nur blöd, wenn das Navi die Straßenbedingungen nicht berücksichtigt. Zunächst noch auf einer befestigten Straße ging es bald auf eine holprige Schotterstraße. Wir waren das erste Auto auf der Straße. Um uns herum Dunkelheit, keine Häuser, keine Straßenbeleuchtung, sodass das Sternenmeer über uns seine volle Funkelkraft ausleben konnte.
Wir mussten, wie bereits auf der Schotterstraße zu den Lagunas Escondidas de Baltinache, unsere Geschwindigkeit deutlich reduzieren. Mehr als 20 km/h haben sowohl das Auto als auch wir nicht ausgehalten. Unendlich viele kleine Rillen in der breiten Schotterstraße schaukelten uns hin und her. Wir hielten uns auf der Straße zunächst rechts, dann mittig, dann links, dann wieder rechts. Wir versuchten auf kleinen Spuren neben der Straße zu fahren, aber egal was wir probierten, es schaukelte weiter.
Hinter uns waren die ersten Lichter zu sehen, die immer näher kamen. Ein Jeep nach dem nächsten rasten mit 50-60 km/h in einer Leichtigkeit an uns vorbei, als ob die Schotterstraße aus einer geteerten Straße bestünde. Vielleicht fuhren wir einfach zu langsam und spürten daher die Rillen so stark? OK, ein Versuch war es ja wert. Wir gaben Gas bis wir ebenfalls 50 km/h fuhren. Das Auto klapperte und sprang, als ob es keinen Morgen gab. Schnell realisierten wir, dass dies auch keine Lösung war. Wir müssen einfach einsehen, dass unser Auto nicht dafür gemacht war. Es war ein VW Voyage, die Stufenheck-Version des VW Gol, die ausschließlich für den südamerikanischen Markt bestimmt ist. Nicht zu verwechseln mit dem VW Golf.
Langsam funkelten neben uns die ersten Sonnenstrahlen über dem Horizont auf und verfärbten die Dunkelheit in ein gelb-rotes Farbenmeer. Nach 3 Stunden erreichten wir um 8 Uhr das dampfende, spektakuläre Geysirfeld. Wir stiegen aus dem Auto aus und packten uns im Zwiebelprinzip dick ein, denn das Auto zeigte eine Temperatur von -15°C. Bibbernd gingen wir also los. Im Licht des erwachenden Tages erzeugten die aufsteigenden Dämpfe eine geradezu mystische Landschaft. Da das Geysirfeld so riesig war, wussten wir zunächst gar nicht, wo wir zuerst hingucken sollten. In jede Richtung sprudelte und brodelte das Wasser aus kleinen oder großen Löchern und erzeugte dabei unterschiedliche Geräusche. Wenig Wasserdampf bis zu einer dicken Wasserdampfwolke kamen aus den Geysiren gequalmt. Ab und an nahmen wir den schwefelhaltigen, nach verfaulten Eiern riechenden Geruch war.
Wir liefen entlang des markierten Weges und hielten an jedem Loch an. Gefühlt tausend Fotos und Videos machten wir von diesem spektakulären Naturschauspiel. Während die Sonne allmählich über die Vulkankette aufging und diese rot verfärbte, erstrahlten die aufsteigenden Dampfschwaden in einem faszinierenden Licht. Mit steigender Temperatur verschwanden langsam die gigantischen Dampfsäulen. Zum Vorschein kamen die in grün, rot, weiß, blau leuchtenden Erdlöcher.